Knapper Abschied von der geliebten Null

Eine erquickliche Zahl von Menschen, die neben TeBe zumeist noch mehreren anderen Lastern gleichzeitig frönen (siehe schockierendes Bilddokument), fand sich heute im Mommse ein. Und das nicht nur, um sich träge von der Sonne bescheinen zu lassen, sondern auch, um das Team aktiv zu unterstützen – die Ultramania vom vergangenen Mittwoch scheint keine Eintagsfliege gewesen zu sein, sondern die TeBe-Fanszene tatsächlich ernsthaft befallen zu haben.

Hat auf jeden Fall wieder Laune gemacht, und die Mannschaft wurde nach Abpfiff annähernd so gefeiert, als hätte sie soeben die Meisterschaft in den Eichkamp geholt. In Wahrheit gab es jedoch nun schon im vierten Spiel hintereinander keinen TeBe-Torerfolg zu bejubeln. Was nicht weiter tragisch ist, denn was (sowohl eigene als auch gegnerische) Treffer anbelangt, waren Tennisanhänger in der Hinrunde einer dermaßenen Reizüberflutung ausgesetzt, dass diese kaum noch eine emotionale Regung auszulösen vermochten, bei all den 6:2’s, 3:3’s etc. Wie soll man da in Ruhe beim Bieber einkehren, wenn im Minutentakt das Hänschen auf der Anzeigetafel hüpft oder – wesentlich häufiger – der Ball im TeBe-Netz zappelt? Irgendwann ist man schlicht übersättigt und gezwungen, sich neue Kicks zu suchen. Die TeBe-Fanszene hatte ihn seit Lichtenberg gefunden in in absoluter tortechnischer Enthaltsamkeit, Spielen also, die von Banausen oft abschätzig als „Nullnummern“ oder „Magerkost“ diffamiert werden. Wieviel Spaß torlose Begegnungen jedoch machen können, wenn man die notwendige fußballspirituelle Reife entwickelt hat, wurde hier schon geschildert.

Insofern hoffte man auch heute auf eine Fortsetzung der Serie. Was auch fast geklappt hätte, wenn es nicht diese Situation gegeben hätte, in der sich der Altglinicker (sic!) Schneider im Kopfballduell durchsetzen konnte und unhaltbar für Rahden einnetzte. Es waren genau diese Situationen, in denen der Tabellenführer TeBe einige wenige Male gefährlich werden konnte: Hohe Bälle, bei denen die im Schnitt einen halben Kopf größeren VSG-Akteure sich durchsetzen konnten. Ansonsten nämlich unterliefen ihnen im Direktspiel erstaunlich viele Stockfehler, was nicht zuletzt der konsequenten und engagierten TeBe-Defensivleistung zu verdanken war. Man kann gar nicht oft genug betonen, was für eine bemerkenswerte Entwicklung die Mannschaft in dieser Hinsicht durchgemacht hat. Gleichzeitig gelang es ihr gerade in Abschnitt eins immer wieder, die VSG-Verteidigung zu beschäftigen, so dass man wie schon gegen Lichtenberg und Zehlendorf über weite Strecken das tonangebende Team war. Die größte TeBe-Möglichkeit ergab sich etwa 10 Minuten nach der Pause infolge eines völlig verunglückten Querpasses der aufgerückten VSG-Innenverteidigung, als Benny Hendschke alleine auf das Gästetor zusteuerte, im Abschluss aber Nerven zeigte, so dass der Ball eine sichere Beute für den Gästekeeper wurde.

Zu bemängeln gab es aus lilaweißer Perspektive eigentlich nur wenig. Auffällig war, dass man auch in der Offensive in den Luftduellen meist unterlegen und ein bisschen zu zaghaft war, so dass aus den teilweise gut und präzise geschlagenen Hereingaben zu wenig Kapital geschlagen werden konnte, zudem fehlt beim schnellen Umschalten häufig der Blick für den öffnenden Pass. Ein einfacher bis dreifacher Punktgewinn war heute absolut drin und es wäre toll gewesen, dem dritten Spitzenteam in Folge einen Torerfolg gegen TeBe zu verwehren, allem 0:0-Fetischismus zum Trotz vielleicht sogar selber einzunetzen. Wie wäre die Mannschaft dann wohl erst gefeiert worden? Dass sie es auch so wurde, spricht für den TeBe-Anhang. Während man es der handvoll Stiernacken auf der Tribüne, welche die Südostberliner begleiteten und bei denen es nicht zu mehr reichte als zu etwas „VSG“-Geröhre plus einigen homophoben (in Richtung TeBe) und sexistischen (in Richtung der insgesamt recht guten Schiedsrichterin) Rufen die drei Punkte nicht unbedingt gönnte. Benny Griesert und dem einen oder anderen (nicht jedem) Exborussen in Reihen der Gäste hingegen schon. Den Platz an der Sonne werden sich die Treptower wohl nicht mehr nehmen lassen.

Anyway, durch die etwas unglückliche Niederlage ließ sich niemand die Laune verderben. Wichtig jetzt nur, dass man Disziplin und mannschaftlichen Geschlossenheit auch in Partien wie die am nächsten Mittwoch beim BFC Preußen mitnimmt und nicht in die Behäbigkeit vom Trabzon-Spiel zurückfällt. Wäre doch schick, wenn die Punkte für den Klassenerhalt mögichst flink eingefahren werden und man mithilfe einer ordentlichen Abschlussplazierung Sponsoren und wechselwillige Spieler überzeugen kann, dass sich TeBe wieder auf dem aufsteigenden Ast befindet. Notfalls würde die Fanszene dafür sogar wieder von ihrem zwischenzeitlichen Null-Tore-Dogma abrücken. Denn nach so langer Enthaltsamkeit wird der nächste TeBe-Treffer wohl ein ziemlich orgiastisches Erlebnis werden. Am besten gleich am Mittwoch in Lankwitz. C ya!