Stein und Glashaus

Winziger Nachschlag zum Altglienicke-Spiel: VSG-Keeper Thoralf Stein beklagt sich virtuell über das angeblich unfaire Verhalten des TeBe-Anhangs. Damit meint er – bitte festhalten – die Tatsache, dass sich der E-Block bei gegnerischen Standards ziemlich kollektiv in eine blökende Schafherde verwandelt. Kenner wissen, das ist die mommsianische Abwandlung des in anderen Stadien gängigen Pfeifkonzerts. Klingt etwas anders, soll aber im Prinzip den gleichen Zweck erfüllen.

Während das schon so manchen Gelegenheitsgast eim Eichkamp zum Schmunzeln brachte, scheint ausgerechnet die „Fußball ist kein Mädchensport“-Fraktion mit dieser Form von Humor überhaupt nicht klarzukommen, denn von dieser wurde das anarchistische Rumgeblöke nun schon wiederholt als „grob unsportlich“ angeprangert. Ob Thoralf Stein zu selbiger Fraktion gehört, ist jetzt nicht so genau bekannt, aber zumindest scheint die akustische Imitation dieser possierlichen Weidetiere, welche neben der Irritation des Gegners in erster Linie noch die eigene Belustigung zum Ziel hat, für manchen einen größeren Skandal darzustellen als die bereits im Spielbericht erwähnten homophoben und sexistischen Schmährufe einiger VSG-Anhänger von der Tribüne. Der Stein und das Glashaus…

Relativ paranoid wird es, wenn Stein sich obendrein über Provokationen eines TeBe-Spielers „mit Migrationshintergrund“ echauffiert und die These in den Raum stellt, dass er die gleiche Provokation nicht in umgekehrter Richtung vom Stapel hätte lassen können, ohne dass das „einen Amoklauf“ zur Folge gehabt hätte und er als Rechtsradikaler abgestempelt worden wäre. „Wir“ (gemeint sind offensichtlich Fußballer ohne Migrationshintergrund), so meint Stein, „müssen so etwas permanent fast jedes Wochenende auf den Fussballplätzen Berlins über uns ergehen lassen“, und deshalb müsse das „immer wieder thematisiert“ werden. Na dann viel Spaß.

Wäre nicht der Rede wert, wenn es nicht so prototypisch dafür wäre, in welche Richtung Diskussionen über unsportliches Verhalten auf den Plätzen nach wie vor immer wieder laufen, speziell in gewissen Boards. Auch der TeBe-Anhang hat sich zumindest zu Saisonbeginn noch über Undiszipliniertheiten und Ausraster eigener Spieler geärgert (größtenteils über welche, die mittlerweile nicht mehr zum Team gehören und auch nicht vermisst werden), und das betraf, oh Wunder, keineswegs nur welche mit „Migrationshintergrund“. Wer daraus ein Thema ‚deutschstämmige Kicker vs. welche mit Migrationshintergrund‘ macht oder allen Ernstes behauptet, die Schiedsrichter würden zweiteren mehr durchgehen lassen, der sollte, freundlich formuliert, nochmal gründlich nachdenken.