Rekordpokalsieger aus Tradition – oder: Wo ist Dieter H.?

TeBe begann forsch, wenn auch ohne nennenswerte Torchance. Mit Mansour als Abwehrchef, Schmidt im defensiven Mittelfeld und Kadow und Vuckovic als Doppelspitze lief das Spiel anfangs recht flüssig. Zählbares sprang allerdings nicht dabei heraus. Nach etwa 15 Minuten kam Hertha besser ins Spiel und sorgte für einige heikle Situationen in der TeBe-Abwehr, ohne allerdings Hampf zu einer Parade zu zwingen.

Einer schwachen ersten Hälfte folgte eine etwas bessere zweite. Fuß war zur 2. Hälfte für Mansour gekommen, dafür übernahm Schmidt die Liberoposition. Doch zunächst dominierte weiter Hertha, ohne allerdings zwingende Chancen herauszuspielen. Es wurde zwar einige Male brenzlig, aber irgendein Borusse hatte im entscheidenden Moment noch ein Bein dazwischen. Nach vorne lief bei TeBe weiter wenig. Einzig nach Standadsituationen oder Einzelaktionen kam etwas Torgefahr auf. Vuckovic, von Beginn an gedoppelt, kam nicht wie gewohnt zur Geltung. Also kam, was kommen mußte: Verlängerung!

Man merkte den Herthanern jetzt ihre konditionellen Vorteile an. Als dann in der 94. Minute nach einem durchaus nicht unhaltbar erscheinenden Kopfball das 1:0 für Hertha fiel, hätte wohl kaum einer (Bis auf LWOB ) noch einen Pfifferling auf TeBe gegeben. Die präsentierten sich nach dem Tor erstmal geschockt und brauchten ein paar Minuten, um wieder ins Spiel zu kommen. Erst in der zweiten Hälfte der Verlängerung ging es dann etwas beherzter nach vorne. In der 110. Minute kam dann der Weckruf in Form eines Kopfballes vom Thomson. Da merkten die Spieler, dass hier doch noch was geht. Vergessen waren die müden Beine. Vergessen die teilweise kläglich vergebenen Chancen der Herthaner nach dem 1:0. In der 115. Minute war es dann soweit. Nach einer Ecke traf Sascha Kadow per Kopf zum Ausgleich! Auf einmal waren die vorher noch so siegessicheren Herthaner (Hallo Dieter H.!) völlig verängstigt. TeBe suchte nun die Entscheidung und fand sie auch. In der buchstäblich letzten Sekunde zirkelte Micha Fuß aus etwa 30 Metern von der Außenlinie einen Freistoß in den Strafraum. Irgendwie fühlte sich kein Herthaner zuständig, sodaß Lemcke den Ball mit der Fußspitze ins Tor lenken konnte. Was danach folgte, waren unglaubliche Jubelszenen. Fuß, Lemcke, Duygun (inzwischen schon ausgewechselt) kletterten wie entfesselt auf den Zaun vor den TeBe-Fans und jubelten. Der Schiedsrichter pfiff zwar noch für ein paar Sekunden an, aber dann war auch Schluß.

Phänomenal, wie die Mannschaft, die kräftemäßig schon ab der Verlängerung auf dem Zahnfleisch ging, dieses Spiel nur mit dem Willen noch gedreht hat.

Einen Spieler muß man meiner Meinung nach besonders hervorheben: Christian Schalle. Unglaublich, was der gestern geleistet hat. Ab Mitte der ersten Hälfte schwer angeschlagen, hielt er 120 Minuten durch, gewann fast jedes Kopfballduell, tat solange die Kräfte noch reichten auch noch etwas für die Offensive und hielt den bulligen Samba auch in der Verlängerung so gut es ging in Schach. Hier hat TeBe in der Winterpause echt ein Juwel verpflichtet!

Andererseits muss aber auch gesagt werden, dass wir gegen die etatmäßige Regionalliga-Mannschaft von Hertha (mit Lizenzspielern und U19-Nationalspielern) wohl kaum eine Chance gehabt hätten. Selbst der zweite Anzug der alten Dame hat uns gestern teilweise deutlich die Grenzen aufgezeigt, vor allem spielerisch. Letztendlich war es ein Erfolg des stärkeren Siegeswillens gegen das Spiel zum Schluss etwas zu locker nehmende Herthaner.