Veilchenladies bauen Tabellenführung aus

Vor der Partie wurde Michaela „Murkel“ „Mucki“ Schulz auf dem Rasen des Mommsenstadions offiziell verabschiedet. Nach 14 Jahren bei Tennis Borussia muss der Dauerbrenner im lila-weißen Trikot die Fußballstiefel zumindest teilweise an den Nagel hängen. Eine Verletzung der Hüfte zwingt sie zu diesem Schritt. Schulz wird TeBe aber in anderen Funktionen erhalten bleiben. So spielt sich zum Beispiel in der sehr erfolgreichen Kleinfeld-Mannschaft von TeBe III. Das Bundesliga-Team und die Abteilungsleitung dankten ihr „für die geilen Jahre“ und ihren großen Einsatz für Tennis Borussia.
Nach soviel Emotionen vor dem Anpfiff plätscherte die Begegnung danach erstmal so dahin. Trainer Sven Thoß hatte seine Elf erneut gegenüber dem letzten Spiel in Herford umgestellt. Inken Becher rückte neben Franziska Liepack in die Innenverteidigung und Josefine Krengel nahm die Position in der rechten Defensive ein. In der Spitze liefen mit Kerstin Straka und Cordula Busack nominell zwei Spitzen auf.

Defensiv machten sich diese Umstellungen positiv bemerkbar. Die Abwehr stand sicher und profitierte von der hohen Erfahrung, die alle Spielerinnen in der Kette mitbrachten.
Hingegen gingen die beiden Angreiferinnen über weite Strecken unter – es kamen allerdings auch kaum Bälle in der Spitze an. Schon in der Anfangsphase wurde dieses Problem sichtbar. TeBe dominierte vom Anstoß weg seinen Gegner, kombinierte auch recht gefällig bis an den Neubrandenburger Strafraum, doch der finale Pass wollte nicht gelingen. Bei flachen Hereingaben kamen die Stürmerinnen meist einen Schritt zu spät, bei hohen Flanken flog das Leder über ihre Köpfe hinweg ins Aus. So ergaben sich nur wenige Torchancen. Da auch die Gäste meist mit Defensivaufgaben beschäftigt waren, blieben Strafraumszenen über die gesamten neunzig Minuten seltene Höhepunkte.
Bereits nach acht Minuten hatte der FFV in Person von Nicole Zweigler die wohl beste Gelegenheit des Spiels. Kerstin Prusas, erneut in einigen Szenen ungewohnt nervös, verfehlte beim Herauslaufen eine Flanke aus dem Halbfeld, der Ball sprang an ihr vorbei und in Richtung Tor. Doch glücklicherweise konnte Madleen Wilder mit letztem Einsatz noch die einschussbereite Zweigler stoppen und auf der Torlinie liegend den Ball mit dem Körper blocken. Mit viel Dusel hielten die Veilchenladies in dieser Szene das 0:0. Danach sollte für lange Zeit keine weitere Offensivaktion der Gäste folgen.
TeBe hingegen zeigte einen variablen Spielaufbau. Mal ging es durch die Mitte über Jessica Brückner und Ilka Heyke, die nach ihrer langen Verletzungspause erstaunlich schnell in Form kommt; mal ging es über die Außen Senem Özer und Nadin Sandmann. Besonders bei diagonalen Flugbällen war die Neubrandenburger Verteidigung anfällig. Sandmann war es die, eben so von Wilder bedient, nach 16 Minuten die erste gute Möglichkeit für die Veilchen besaß. Torhüterin Anna Coldewey konnte ihre Direktabnahme allerdings erst mit einem tollen Reflex stoppen und hatte dann im Nachfassen den Ball sicher.
Mit einem diagonalen Pass wurde auch die Führung eingeleitet. Diesmal flog der Ball, von Liepack getreten, auf Links zu Özer, welche das Leder annahm und trocken auf die lange Ecke abschloss. Coldewey bekam zwar noch eine Hand an den Schuss, doch der Ball klatschte vom Innenpfosten über die Linie.
Der Treffer beruhigte das Aufbauspiel der Borussinen zusätzlich. Dennoch mangelte es beim Pass in die Spitze weiter an der letzten Präzision. So verstrichen die Zeit bis zum Halbzeitpfiff durch die souveräne Schiedsrichterin Annett Grußer ereignislos. Einzig ein harmloser Versuch von Neubrandenburgs Josephine Zirnsak aus 35 Metern konnte notiert werden. Zirnsak war neben Ulrike Knoll einer der Aktivposten im Spiel der Gäste, ohne wirklich die Defensive der Veilchen zu gefährden.
Auch nach Wiederanpfiff blieb die Begegnung arm an Höhepunkten. Es dauerte bis zur 60. Minute ehe erneut das Tor des FFV in Bedrängnis geriet. Brückner hatte sich über den rechten Flügel durchgesetzt und war entlang der Grundlinie in den Strafraum gelaufen. Die Ablage an den Fünfmeterraum setzte Kerstin Straka in ihrer auffälligsten Szene neben den Kasten. Kurz darauf verpassten Heyke und abermals Straka eine flache Hereingabe von Krengel. Ein Distanzschuss von Brückner ging deutlich vorbei.
Etwa 20 Minuten vor Ende gelang es dann Neubrandenburg sich langsam vom Druck der Borussen zu befreien. Die Kugel kam nun öfter in die Spielhälfte TeBes und es ergaben sich sogar Möglichkeiten. So verfehlt Catharina Schimpf eine weite Freistoßflanke per Flugkopfball nur knapp. Die beste Gelegenheit zum Ausgleich hatte jedoch Zweigler als Krengel einen Abschlag von Coldewey unglücklich zur Neubrandenburger Stürmerin verlängerte und diese frei vor Prusas auftauchte. Mit etwas Mühe lenkte die Torhüterin den Schuss über die Latte.
In der Schlussphase warfen die Gäste nochmal alles nach vorne, konnte aber auch aus mehreren Eckbällen kein Treffer erzielen, so dass TeBe den Sieg über die Zeit brachte. Verdient waren die drei Punkte aufgrund der Spielanteile allemal, auch wenn die Begegnung sicher fußballerisch wenig zu bieten hatte.
Ähnlich sah es Trainer Thoß nach der Partie: „Das war heute ein Arbeitssieg, aber ich will der Mannschaft kein Vorwurf machen. Der Wille war da, doch der finale Pass kam nicht an. Gegen Neubrandenburg haben wir uns auch schon in der Vergangenheit schwergetan.“ Sein Gegenüber, FFV-Trainer Igor Lazic, war verständlicherweise etwas enttäuschter: „Wir wollten hier schon ein Punkt mitnehmen, dass hat leider nicht geklappt. In der 1. Halbzeit standen wir nicht immer gut, erst nach der Pause hat sich die Mannschaft gesteigert. TeBe war spielerisch stark, aber mit etwas Glück gelingt uns das 1:1. Die Chancen dazu hatten wir. Insgesamt war es jedoch kein schönes Spiel.“

TeBe: Prusas – Wilder, Liepack, Becher, Krengel – Özer, Heyke, Brückner, Sandmann – Busack (89. Küpper), Straka (70. Neubauer)
Neubrandenburg: Coldewey – Gransow, Wagner, Oldendorf, Zirnsak – Schimpf, Witt, Knoll, Blehk (31. Ebert) – Schädlich (69. J. Buck), Zweigler
Tor: 1:0 Özer (20.)
Schiedsrichterin: Annett Grußer (Großlehna)