TeBe im siebten Sternenhimmel

Unglaublich, aber wahr: Die – zumindest für lilaweiße Verhältnisse – schier unglaubliche Erfolgssträhne der vergangenen Wochen setzte sich auch heute fort. Mit dem 3:1-Auswärtssieg beim sechsi Tabellensechsten SFC Stern 1900 (Tore durch Hendschke, Isik und Dilber) hat Tennis aus den vergangenen sieben Spielen die Ausbeute von sage und schreibe 18 Punkte mitgenommen! Was genau während der vergangenen Wochen mit der Mannschaft geschehen ist, dass sie das Ruder derart herumreißen konnte, nachdem sie vorher nahezu alles verlor und mittlerweile exakt das Gegenteil tut, kann sie vermutlich selber nicht wirklich abeschließend erklären, und das muss sie eigentlich auch gar nicht. Genießt es einfach!

Versucht man sich dennoch zumindest mal vage an einer Ursachenforschung, dann ist einer der Schlüssel natürlich fraglos, dass sich, für jeden Beobachter offensichtlich, im Defensivverhalten sehr vieles deutlich zum Positiven verändert hat, zahlreiche Abstimmungsprobleme aus den ersten Spielen beseitigt wurden. Wobei ein immer stärker und selbstbewusster agierender Dennis Rahden seinen Vorderleuten die notwendige Sicherheit gibt und umgekehrt auch davon profitiert, dass mittlerweile nicht mehr im Sekundentakt haarsträubende Schnitzer vor seiner Nase geschehen, die einen Torwart nur dumm aussehen lassen können.

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Ganz zweifelsfrei spielten auch diverse Personalien eine gewichtige Rolle für den radikalen Umschwung – Benny Hendschke zeigte von seinem ersten Einsatz bei Empor an, wie enorm wichtig er für das Angriffsspiel als auch für die Moral seiner Mitspieler ist, auch der gleichzeitig mit ihm zurückgekehrte Alex Greinert hatte eine ganz entscheidende Aktie daran. Und wie sich Marcel Uhlig reibungslos in den Defensivverband einfügte und maßgeblich zu deren Stabilitätszuwachs beitrug, war ebenfalls enorm wertvoll.

Auffällig ist auch, wie sich Körpersprache und Zusammenhalt der Mannschaft verändert haben, seitdem man sich von Spielern getrennt hat, die zwar fußballerisch ein hohes Potenzial mitbrachten, aber mit ihrem unfairen und disziplinlosen Verhalten auf und neben dem Platz keine gute Visitenkarte für TeBe ablieferten. Ab dem Zeitpunkt wirkten einige zuvor sehr gehemmt agierende Spieler wie ausgewechselt und es setzte sich ein Aufwärtstrend in Gang, der zwar nicht auf Anhieb in zählbare Erfolge umgemünzt werden konnte, aber schließlich aber mit dem euphorisierenden Befreiungsschlag beim TSV Rudow belohnt wurde. Und plötzlich spürten unsere zuvor häufig mit sich hadernden und spätestens nach dem ersten Gegentreffer einknickenden Jungs, dass sie es können und sich vor der Konkurrenz keineswegs verstecken müssen. Geriet man frühzeitig in Rückstand wie beispielsweise heute in Steglitz, ließ man sich dadurch nicht mehr aus der Bahn werfen, musste man in Unterzahl weiterspielen wie gegen Hürriyet, gab man das Spiel noch lange nicht verloren und wurde am Ende belohnt. Und so erzwang man bisweilen auch das Glück, wie beim Auswärtsdreier in Wilmersdorf, als man über die komplette zweite Halbzeit hinweg unter Dauerbeschuss stand, die Null aber auf wundersame Weise bis zum Abpfiff stand. Ein wirklich unvergesslicher Thriller, an den man sich noch lange zurückerinnern wird!

kopfballduell

Nun gilt es, diesen Wahnsinnsgroove mitzunehmen, bis es im Februar wieder weitergeht. Zur Stunde sitzen die Jungs in einem Restaurant am Bundesplatz zusammen und verprassen dort den während der vergangenen Spiele gesammelten Zaster, den die Fans als Dankeschön in die Mannschaftskasse gespendet haben. Gemessen an den ausgelassenen Partyszenen bereits direkt nach Abpfiff darf man darauf wetten, dass es ein verdammt langer Abend wird. Und den haben sich die Jungs verdammt verdient. Danke, Mannschaft!

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Aber natürlich nicht nur das Team, sondern auch das Umfeld, dessen Leidensfähigkeit während der vergangenen Monate und Jahre zahlreiche harte Proben gestellt wurde, darf nun endlich mal mit einem wohligen Gefühl in die Winterpause gehen. Zumal TeBe gestern auch noch die frohe Botschaft verkünden konnte, dass die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zugestimmt hat und das quälende, langwierige Verfahren somit endlich vor dem Abschluss zu stehen scheint. Das bedeutet natürlich nicht, dass ab sofort sorglose, paradiesische Zustände Einzug halten, aber dennoch fällt in vielerlei Hinsicht eine Last von den Schultern des Clubs, der in wenigen Wochen wohl endlich wieder ein ganz normaler Verein sein wird. Einer zwar, der auch weiterhin mit bescheidenen Mitteln wird wirtschaften müssen, aber einer, der schuldenfrei ist und sein Augenmerk darauf richten wird, dass das auch zukünftig so bleiben wird. Unter der derzeitigen Vereinsführung darf man darauf vertrauen, dass existenzbedrohende Kraftakte wie die der jüngeren Vereinsgeschichte endgültig der Vergangenheit angehören. Vielmehr gilt es, die Startbedingungen nachhaltig zu verbessern, nach wie vor bestehende Baustellen geduldig abzuarbeiten und bei der Konsolidierung des Clubs die speziellen Potenziale des Clubs und seines Umfeldes zu nutzen.

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Denn in dieser Hinsicht wiederum ist TeBe dann eben doch kein „ganz normaler“ Verein, sondern einer mit vielen Alleinstellungsmerkmalen, wie sich auch im Berlinliga-Alltag immer wieder feststellen ließ. Selbst noch als Tabellenschlusslicht war Tennis der Club, dessen Anhang die Sportplätze der Liga mitunter aus allen Nähten platzen ließ. Vereine wie der BAK, Viktoria 89, Türkiyemspor oder auch ein Club aus Hohenschönhausen können derzeit von einer solchen Rückendeckung für ihre teilweise wesentlich erfolgreicheren Mannschaften nur träumen. Und im Gegensatz zu den Anhängerschaften manch anderes tief gestürzten Traditionsclubs verbreitete die Party Army auch während der schlimmsten Tiefpunkte nie Angst und Schrecken, sondern verübte mit ihrem Galgenhumor maximal Angriffe auf die Lachmuskulatur der Heimzuschauer.

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So richtig gerockt, wie man sich das im Sommer vorgenommen hatte, wird die Berlinliga aber natürlich erst, seitdem die Mannschaft sich gefunden hat. Die während und nach der Relegation besonders intensiv spürbare Aufbruchstimmung ist wieder zurück, und findet nun endlich auch auf dem Spielfeld ihre Entsprechung, so dass der Funke zwischen Mannschaft und Anhängerschaft unablässig hin- und herhüpft. Ob in Frohnau oder Wilmersdorf oder auch heute in Steglitz – allenorts gab es nach dem Spiel zahlreiche Komplimente für den fairen Enthusiasmus und die Atmosphäre, welche die TeBe-Anhängerschaft in den gewöhnlicherweise recht tristen Berlinligaalltag zauberte. Eine Atmosphäre, die gestern beispielsweise mal wieder einen SFC-Anhänger (die, das kommt in diesem Artikel etwas zu kurz, einfach nur grandiose Gastgeber waren) so sehr begeisterte, dass er zukünftig auf jeden Fall im Mommse vorbeischauen will.

danke, sterne

Solche Beispiele zeigen, dass es auch oder vielleicht sogar gerade in der Berlinliga möglich ist, Schritt für Schritt Leute zu begeistern und eine Anhängerschaft um TeBe zu scharen, die ganz genau weiß, was sie an sich und an ihrem Club hat, zunächst unabhängig von dessen Ligazugehörigkeit. Es bleibt die primäre Aufgabe des Clubs, dieses überlebenswichtige Fundament Stück für Stück auszubauen und zu pflegen. Dass TeBe trotz aller widrigen Rahmenbedingungen sogar an Strahlkraft gewonnen hat, spiegelt sich in der für einen Sechstligisten durchaus erfreulichen Medienresonanz wider, wie jüngst beispielsweise im mehrseitigen TeBe-Artikel des neuen englischsprachigen Magazins „No dice“ über Tennis Borussia, den ihr gegen eine Spende von 50 Cent (gerne auch mehr, die MacherInnen haben mit ihrer allerersten Ausgabe erstmal ganz schön Miese gemacht) hier einsehen könnt. Lohnt sich! Vom atemberaubenden Erfolg der „Fußballfans gegen Homophobie“-Kampagne ganz zu schweigen.

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Und so darf der TeBe-Anhang tatsächlich so entspannt in die Winterpause gehen wie schon lange nicht mehr. Sicher, die Aufstiegssaison unter Trainerlegende Thomas Herbst war rein sportlich betrachtet wesentlich „bigger“ als die Siegesserie der vergangenen Wochen, aber bereits Weihnachten 2008 war getrübt durch die dunklen Wolken, die sich immer sichtbarer über dem damaligen Sponsor zusammenbrauten, von den daraus resultierenden Konflikten und Existenzängsten ganz zu schweigen. Heute, auch ohne viel Kohle auf dem Vereinskonto und mit noch vielen zu bewältigenden Aufgaben vor der Nase, muss man sich zumindest keine Sorgen mehr machen, ob es den Verein, dem wir alle so hoffnungslos verfallen sind, im nächsten Jahr überhaupt noch geben wird. Und alleine dieses Gefühl ist für jeden TeBe-Anhänger nicht mit Gold aufzuwiegen. Kommt dann noch eine Euphorie hinzu, wie sie uns die Mannschaft während der vergangenen Wochen beschert hat, dann ergibt das unterm Strich ein Glücksgefühl, wie es wohl auch durch einen Europacupsieg nicht zu toppen wäre!

Nächste Woche gilt es die Mannschaft beim Hallenturnier nochmal ordentlich zu feiern und natürlich als Fanszene ein deutliches Zeichen gegen die Kriminalisierung von Bürotechnik zu setzen. Und dann ist wirklich Weihnachten. So sehr, wie schon lange nicht mehr! God save TeBe!