Neonazis: Zweite Mannschaft muss Hallenturnier abbrechen

Rechtsradikale Hooligans attackieren TeBe-Fans beim Turnier des FC Union Frankfurt/Oder

Am gestrigen Abend fand das „2. Krombacher Hallenturnier“ des FC Union Frankfurt/Oder statt. Aufgrund wiederholt übler Erfahrungen bei früheren Gastspielen von TeBe oder auch Babelsberg 03 bestehende Befürchtungen hinsichtlich der Sicherheitssituation erwiesen sich leider als absolut berechtigt. Auch diesmal kam es zu massiven Angriffen durch Neonazis. Da deren Anwesenheit voraussehbar war, ist das (Nicht-)Verhalten der örtlichen Polizei der eigentliche Skandal des gestrigen Abends.

Während des gesamten Turniers, welches um 17 Uhr begonnen hatte, wurden TeBe-Fans bereits vor der Halle oder am Getränkestand bedroht, immer wieder fielen rassistische und antisemitische Parolen. Personen mit eindeutig rechtsradikaler Kleidung sowie Merchandising vom Frankfurter FC Viktoria 91 hatten sich ein Kleingruppen über die ganze Halle verteilt, interessierten sich sichtlich wenig für das Geschehen auf dem Parkett und schickten immer wieder Späher in Richtung des TeBe-Blockes. Diese provozierten dort und forderten demonstrativ via Handy weitere „Kameraden“ an, dem Gesprächspartner ankündigend, dass „es hier heute Abend noch krachen wird“. Die Provokationen wurden im Laufe der Zeit immer heftiger und als sich eine größere Anzahl Hooligans des FFC Viktoria in den TeBe-Block begab und sich gleichzeitig vor dem Hallenausgang eine größere Gruppe formierte, war die Situation so bedrohlich, dass das TeBe-Team seine Teilnahme am Turnier abbrechen musste.

Um Auseinandersetzungen am öffentlichen Hallenausgang zu vermeiden, verließen die Fans die Halle über einen Seitenausgang und gingen geschlossen zum Bus auf einem nahegelegenen Parkplatz. Wenig später griffen dreißig bis vierzig rechtsradikale Hooligans den Gästebus an. Dabei bewarfen sie die TeBe-Anhänger u.a. mit Steinen und pyrotechnischen Gegenständen und versuchten den Bus zu erstürmen, was glücklicherweise verhindert werden konnte. Die kurz vor dem Angriff eingetroffenen vier Polizisten waren mit der Situation zunächst sichtlich überfordert. Und so konnten die Nazi-Hooligans nicht nur die Toreinfahrt zum Parkplatz schließen sondern immer wieder Angriffsversuche auf TeBe-Fans starten. Erst nach Eintreffen eines weiteren Streifenwagens beruhigte sich die Situation allmählich. Schließlich konnte das Tor geöffnet und die Abfahrt des Busses gewährleistet werden.

Insgesamt sind die Sicherheitsvorkehrungen als Skandal schlechthin zu bezeichnen: Um es genau nicht zu der Situation kommen zu lassen, dass die TeBe-Anhänger sich selber verteidigen müssen, hatte man bereits im Vorfeld vehement auf das durch den Anhang des FFC Viktoria ausgehende Aggressionspotenzial hingewiesen. Auch die „Ermittlungsgruppe Hooligans“ (EGH) der Berliner Polizei war im übrigen zu der gleichen Einschätzung gekommen, hatte Tennis Borussia auf vor Ort zu erwartende Gefahrenlage aufmerksam gemacht und ihre Begleitung angekündigt. Umso überraschender, dass dann in der Halle weder Berliner noch Frankfurter Sicherheitskräfte anwesend waren, sondern lediglich eine Security, deren Mitglieder ganz offensichtlich mit mehreren der Neonazis persönlich bekannt waren. Die angekündigte Polizeipräsenz fand also nicht nur nicht statt, sondern das zuständige Präsidium in Frankfurt reagierte nicht einmal auf mehrere Anrufe, die von einer massiven Zuspitzung der Situation berichteten und dringlichst polizeiliche Unterstützung anforderten. Erst anderthalb Stunden später, kurz nach 21 Uhr, erschien sie dann endlich vor Ort und konnte gerade noch verhindern, dass der Bus gestürmt wurde. Letztlich ist es nur dem besonnenen Handeln der Tebe-Fans zu verdanken, dass bis zum Erscheinen der Polizei niemand zu Schaden kam.

Weshalb die Polizei es für überflüssig hielt, von Anfang an zumindest in geringer Zahl Präsenz zu zeigen, ist unbegreiflich. Noch unbegreiflicher allerdings, dass sie nicht einmal kam, als sie telefonisch auf die massiven Bedrohungen in und vor der Halle hinwiesen wurde. Fast ein Wunder, dass der Angriff letztendlich keine schwereren Verletzungen zur Folge hatte. Jeder, der das rechtsradikale und gewaltaffine Umfeld des FFC Viktoria nur ansatzweise einzuschätzen weiß, konnte sich an fünf Fingern abzählen, dass dieses das Turnier natürlich dazu nutzen würde, TeBe-Anhänger anzugreifen. Lediglich die Polizei war zu dieser Lageeinschätzung entweder nicht fähig oder willens – und macht Frankfurt/Oder mit ihrer Kopf-in-den-Sand-Strategie zu einem verdammt gefährlichen Pflaster für jeden, der den ortsansässigen Nazis und Hooligans nicht in den Kram passt.