Schnörkellos an die Spitze

TeBe ist neuer Tabellenführer der 2. Frauenfußball-Bundesliga (Nord). Am 11. Spieltag schlugen die Veilchenladies im heimischen Mommsenstadion den Bundesligaabsteiger FFC Heike Rheine klar mit 4:0. Da zur gleichen Zeit der FC Gütersloh bei Turbine Potsdam II mit 0:1 verlor, steht TeBe nun vor dem punktgleichen Herforder SV an der Spitze der Liga.

Von Beginn an wurden die Borussinen ihrer Favoritenrolle gerecht. In der Anfangsviertelstunde rollte das Leder nur in eine Richtung. Dabei gelang den Veilchen längst nicht alles, doch sie kamen zu ihren Chance. Mannschaftskapitän Jessica Brückner setzte mit einem Freistoß über das von Eva Mühle gehütete Gästetor einen frühen Akzent. Kurz darauf klingelt es schon das erste Mal. Wieder war ein Freistoß die Ausgangsposition. Aylin Yaren brachte den Ball von halbrechts hoch an den Fünfmeterraum, wo Senem Özer unbedrängt hochstieg und das Leder ins lange Eck verlängerte. Der frühe Treffer spielte TeBe natürlich in die Karten. Ralf Spanier, Trainer von Heike Rheine, zeigte sich nach Spielschluss entsprechend enttäuscht: „Gerade das 1:0 nach acht Minuten ärgert mich besonders, da wir vorher über die Standards gesprochen hatten und wussten, dass TeBe dort stark ist.“ Das taktische Konzept von Rheine, mit einer dichte Abwehr möglichst lange die Null zu halten, war somit über den Haufen geworfen.
Zudem bot die Viererabwehrkette plus Libero den TeBe-Angreiferinnen immer wieder die Möglichkeit zu Steilpässen in den freien Raum. Eine solche Szene nutzt wenig später Michaela Schulz zum zweiten Treffer. Brückner hatte mit einem öffnenden Pass durch die Schnittstelle Schulz freigespielt, welche dann den Ball an Torhüterin Mühle vorbei ins Netz spitzelte.
Mit einem weiteren Freistoß hätte bald danach Yaren fast für den dritten Treffer gesorgt, doch ihr Freistoß von der Grundlinie (!) klatschte vom hinteren Innenpfosten zurück ins Feld.
Während TeBe bemüht war mit wenigen Kontakten ein flüssiges Aufbauspiel zu entwickelt, versuchte es Heike Rheine in der Offensive vor allem mit langen, weiten Bällen auf ihre einzige Spitze Anja Siegers. In der 21. Minute gab sie den ersten Torschuss der Gäste auf das Borussen-Tor ab, doch Kerstin Prusas war auf dem Posten. Wesentlich gefährlich war da ihr Kopfball fünf Minuten später der im Anschluss an eine Ecke nur knapp am Pfosten vorbeistrich. Im Gegenzug hatte Schulz dann Pech, als ihr Lupfer über Mühle hinweg nur auf der Latte des Rheiner Gehäuses landete.
Nach dieser chancenreichen ersten halben Stunde verflachte die Partie. Heike Rheine konnte sich zunehmend aus der Defensive lösen, ohne dabei in der Offensive Gefahr zu entwickeln. Höchst selten kam mal ein Pass bei Alleinunterhalterin Siegers in der Spitze an. Allerdings passte sich TeBe dem Niveau an, zeigte weniger Laufbereitschaft und Genauigkeit im Zusammenspiel. Die Fehlpässe häuften sich. Ohne weitere Höhepunkte ging es beim Stande vom 2:0 in die Kabinen.
Auch nach Wiederanpfiff war das Geschehen auf dem feuchten Rasen des Mommsenstadion weit von einem aufregenden Fußballspiel entfernt. Torchancen gab es keine, doch stockte den Lila-Weiße nach etwa einer Stunde der Atmen. Josefine Krengel sackte nach einem Schuss im Mittelkreis zusammen und musste unter sichtbaren Schmerzen vom Feld getragen werden. Schlimmes wurde befürchtet, bis nach Abpfiff die Diagnose mitgeteilt wurde: „Nur“ ein Aufbrechen der alten Überdehnung im Fuß. Trainer Sven Thoß zeigte sich optimistisch, dass Krengel, die schon seit Monaten auf die Zähne beißt, beim Pokalspiel in Frankfurt wieder mitwirken kann.
Nach einer gespielten Stunde versuchte der FFC noch mal sein Glück und schickte mit Ana Bizzaro eine zweite Stürmerin auf das Feld. Die Maßnahme belebte die Partie – allerdings sicher nicht in der von Trainer Spanier erhoffen Weise. Es waren nämlich die Veilchenladies, die sich die Torchancen erspielten. Quasi aus dem Nichts, nach gut 30 Minuten Leerlauf, das 3:0. Nadin Sandmann hatte sich schön über den Flügel durchgesetzt und von der Torauslinie zu Brückner zurückgelegt. Deren Abschluss konnte Mühle noch parieren, doch gegen den Abstauber von Schulz aus wenigen Metern war sie machtlos.
Denise Neubauer erzielte frisch eingewechselt mit ihrem zweiten Ballkontakt den vierten Treffer. Auch ein Lohn für die gesteigerte Trainingsleistung der letzten Wochen, die es jetzt zu konservieren gilt. Erneut waren Brückner und Schulz an der Vorarbeit beteiligt.
Für Rheine hatte noch Siegers – wer sonst? – zwei kleinere Möglichkeiten, am Ende blieb es aber beim 4:0. Ein gerechtes Resultat, wie auch Rheine-Trainer Spanier anerkannte: „Mein Glückwunsch an TeBe zum heutigen Sieg und zur Tabellenführung. Wir haben das Spiel heute verdient mit 0:4 verloren.“ Auch TeBe-Trainer Thoß war zufrieden, fragte aber „was hätte passieren können, wenn wir hier richtig Gas gegeben hätten? Man merkt aber, dass es auf Weihnachten zugeht. Einige Spielerinnen gehen doch mittlerweile auf dem Zahnfleisch.“
Nun freut man sich bei TeBe auf das „Bonbon“ im Pokal beim 1.FFC Frankfurt und richtet dann die Konzentration auf die zwei verbleibenden Punktspiel vor der Winterpause.

TeBe: Prusas – Retkowski (79. Koop), Krengel (57. Küpper), Liepack, Wilder – Sandmann, Brückner, Özer, Yaren – Schulz, Straka (69. Neubauer)
Rheine: Mühle – Obermeier – Reinicke, Sauer, Heitmann, Gerie (61. Bizzaro) – Zollfrank, Spickermann (75. Brinkmann), Voss, Augusteyn – Siegers
Tore: 1:0 (8.) Özer, 2:0 (14.) Schulz, 3:0 (67.) Schulz, 4:0 (74.) Neubauer
Gelbe Karte: Sandmann, Koop – Sauer, Gerie (alle F), Siegers (U)