Mit drei Punkten Vorsprung auf die direkten Verfolger FC Gütersloh und Herforder SV gehen die Veilchenladies von TeBe in die Winterpause. In der letzten Begegnung des scheidenden Jahres 2007 gab es am gestrigen Sonntag ein 1:1 (0:0) im Heimspiel gegen den Hamburger SV II. Damit wurde der mögliche Abstand von fünf Zähler zwar verpasst, aber angesichts des knappen Kaders und der anhaltenden Verletzungsmisere kann man mit dem derzeitigen Tabellenstand sicher durchaus zufrieden sein.
Zudem ging TeBe mit dem wirklich allerletzten Aufgebot in die Partie. Neben den Langzeitverletzen Suzan Sharif und Ilka Heyke fielen in der letzten Woche auch noch Daniela Retkowski und Michaela Schulz aus. Beim Aufwärmen musste dann auch noch Josefine Krengel ihren Einsatz mit Schwindelgefühlen absagen – eine Nachwirkung des Zusammenpralls mit Anne-Rose Lindner im Spiel bei Turbine Potsdam II am vergangenen Wochenende. Somit standen Trainer Sven Thoß nur zwölf spielfähige Akteurinnen aus dem Kader der 1. Mannschaft zur Verfügung. Neben Ersatzkeeperin Cordula Busack nahmen Sophie Schmidt und Jasmin Krummel, beide aus der Verbandsligaelf, auf der Bank Platz. Die Außenpositionen der Viererkette in der Abwehr besetzten Franziska Koop und Sabine Küpper, während Linksverteidigerin Madleen Wilder in die Mitte rückte.
Gerade in der ersten Halbzeit machten sich diese Umstellungen im Spiel von TeBe bemerkbar. Hier und dort zeigten sich Abstimmungsprobleme. Besonders Koop, die derzeit aus beruflichen Gründen nicht am Mannschaftstraining teilnehmen kann, fehlte die Bindung zum Mannschaftsgefüge. Häufig fehlten ihr die nötigen letzten Schritte zur Gegenspielerin. Aber auch den restlichen Borussinen merkte man die schweren Beine am Ende der Hinrunde an. Zusätzlich sorgte der halb gefrorene, halb aufgetaute Boden des Mommsenstadions für Probleme im Zusammenspiel. Nicht nur einmal kamen einfache Pässe über vier, fünf Meter nicht bei der Mitspielerin an. Exemplarisch sei hier nur Senem Özer genannt, die in der Defensive zwar ein ums andere Mal Bälle erkämpfe, in der Offensive jedoch kaum Akzente setzen konnte.
Aber kommen wir zum Spielverlauf: Bereits zwei Minuten nach Anpfiff hatte Denise Neubauer, die erneut neben Kerstin Straka im Angriff stand, die erste Großchance auf dem Fuß. Mit dem nötigen Riecher für gefährliche Situationen erlief Neubauer einen missglückten Rückpass und marschierte alleine auf das von Almuth Schult gehütete HSV-Tor zu. Doch anstatt den Ball über die herausstürzende Keeperin zu heben, versuchte sie Schult zu umkurven, so dass die Torhüterin ihr die Kugel vom Fuß spitzeln konnte. In dieser Situation wurde ersichtlich, dass es der jungen Angreiferin einfach noch an Abgeklärtheit vor dem Tor mangelt. Insgesamt machte Neubauer aber eine gute Partie im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sie war es auch, die kurz darauf die nächste Torchance hatte, doch ihre Volleyabnahme nach einer zu kurzen Kopfballabwehr konnte Schult mit etwas Mühe fangen.
Schon in der Anfangsphase der Begegnung war das Spiel unruhig und zerfahren. Beide Teams brachten höchstselten ein geordnetes Passspiel zustande. Meist war das Spielgerät nach zwei oder drei Stationen schon wieder beim Gegner. Der HSV versuchte dieses Problem mit langen Schlägen auf die beiden Spitzen Gina Heinßen und Maria Marrocu zu umgehen, konnte damit aber keine gefährlichen Szenen erzwingen. Auch TeBe ließ sich auf dieses spielerische Niveau herab und pöhlte des öfteren munter mit – Hauptsache weit und hoch. Wirkliche Torchancen ergaben sich aber nur, wenn doch mal flach, schnell und direkt gespielt wurde. Nach einem der ersten besseren Spielzüge hatte Nadin Sandmann die Möglichkeit: Von Jessica Brücker mit Auge durch die Gasse bedient erlief sie den Pass im Rücken ihrer Gegenspielerin und lupfte den Ball über die ihr entgegeneilende Schult. Doch das Leder ging über die Querlatte.
Diese Strafraumszene nach etwa einer Viertelstunde sollte für lange Zeit der letzte Höhepunkt bleiben. Viele individuellen Fehler auf beiden Seiten ließen ein unansehnliches Mittelfeldgeplänkel entstehen. Es dauerte bis zwei Minuten vor der Halbzeit ehe sich erneut eine Torchance ergab. Nach einer kurzen Ecke von Aylin Yaren und der anschließenden Flanke von Brückner stand Straka am langen Pfosten ungedeckt. Ihre Ablage in die Mitte zu Sandmann konnte die HSV-Keeperin jedoch abfangen.
Somit ging es torlos in die Kabinen.
Nach Wiederanpfiff wurde das spielerische Niveau der Begegnung nur allmählich besser. Dafür bestimmt nun zusehends TeBe das Geschehen auf dem Platz und drückte den HSV in deren Hälfte. Folgerichtig kamen die Veilchen vermehrt zu Chancen: Straka kam ebenso einen Schritt zu spät (47.), wie kurz darauf Neubauer (48.). Einen gelungenen Spielzug über Özer und Sandmann schloss Straka aus 5 Metern nur halbherzig ab (51.). Als Schulte beim Herauslaufen den Ball verpasste, schoss Neubauer aus spitzen Winkel neben das verwaiste Tor (54.) Immer wieder verhinderte der letzte Wille, der letzte Schritt den möglichen Torerfolg.
Von den Gästen kam bis zu diesem Zeitpunkt allerdings noch viel weniger – nämlich gar nichts. Erst nach fast einer Stunde hatte der HSV mit einem Konter seine erste Torchance. Heinßen war abseitsverdächtig ihren Bewacherinnen enteilt und alleine auf dem Weg Richtung Kerstin Prusas. Doch nach dem Sprint über 40 Meter versagten Nerven und Muskeln den Dienst, so dass der Schussversuch klar neben dem Tor ins Aus hoppelte.
Auf der anderen Seite des Spielfelds reihte sich hingegen eine vergebene Torchance an die andere. Brückners flach getretener Freistoß war bei Schulte in sicheren Händen (57.), Yaren verfehlte mit einem Drehschuss das Ziel deutlich (58.). Nach einer wiederum von Brückner und Yaren kurz ausgeführten Ecke kam erneut Straka einen Schritt zu spät und konnte den Fangfehler der Torhüterin nicht verwerten (60.). Überhaupt wirkte Straka in vielen ihrer Aktionen unglücklich und gehemmt. Es bleibt zu hoffen, dass sie in der Winterpause zur Ruhe kommen kann und in der Rückrunde zu vergangener Torgefährlichkeit zurückfindet.
Die Möglichkeiten für TeBe waren also durchaus vorhanden, allein der Treffer wollte nicht fallen. Hinzu kam noch Pech, als Neubauer sind gegen zwei Gegenspielerinnen durchsetzen konnte und im Strafraum gelegt wurde. Der Pfiff von Schiedsrichterin Ina Michel blieb aus.
Als die Druckphase der Veilchenladies langsam nachließ und sich der geneigte Beobachter mit den Gedanken eines torlosen Remis anzufreunden begann, fiel doch noch der ersehnte Führungstreffer. Yaren hatte sich in einer der wenigen gelungen Szenen am Flügel durchgesetzt und hart nach innen geflankt. Halb Torschuss, halb Hereingabe senkte sich der Ball gefährlich Richtung Tor, wo Schulte das Leder nur nach vorne abklatschen lassen konnte und Neubauer aus wenigen Metern abstaubte. Angesichts der Spielanteile im zweiten Durchgang und dem klaren Chancenplus für TeBe eine verdiente Führung.
Nur fünf Minuten später sogar die große Möglichkeit auf 2:0 zu erhöhen. Sandmann war vom Flügel mit dem Ball am Fuß an vier Hamburgerinnen vorbei in den Strafraum gezogen und dort, analog zu Neubauer zehn Minuten zuvor, gelegt worden. Diesmal entschied die Schiedsrichterin auf Strafstoß. Wilder, die eine solide Leistung lieferte, schnappte sich das Leder und schoss gar nicht mal so unplatziert in die linke Ecke. Dorthin sprang allerdings auch HSV-Torhüterin Schulte und wehrte den Elfmeter ab. Die Partie blieb offen.
TeBe machte weiter Druck und hatte nach einem schönen Spielzug über mehrere Stationen die nächste Gelegenheit. Brückner hatte Straka gut in Szene gesetzt, doch die Angreiferin brachte den Ball nicht an der Keeperin vorbei.
Sechs Minuten vor dem Ende setzte der HSV dann noch mal einen seiner wenige Konter. Eine Hamburger Angreiferin war frei durch, Wilder eilte hinzu und grätschte der Stürmerin den Ball vom Fuß. Doch anstatt auf Eckball für den HSV zu entscheiden, pfiff Ina Michel Strafstoß. Eine zumindest fragwürdige Entscheidung. Im Duell Torhüterin gegen Schützin, bzw. Prusas gegen Vanessa Bastin siegte wie schon zuvor im gegenüberliegenden Strafraum erneut die Keeperin. Prusas konnte den halbhohen Schuss in die rechte Ecke zur Seite abwehren. Da jedoch nur HSV-Angreiferin Larisa Holland nach dem Torschuss in den Sechszehner gelaufen waren konnte sie unbedrängt von Lila-Weißen den Nachschuss im Tor versenken – 1:1 und großer Jubel beim Hamburger SV.
Für TeBe hatte noch Brückner die mögliche Antwort parat, doch ihr Versuch vom Strafraumeck landete in der 89. Minute nur auf der Latte. Auch eine Serie an Eckbällen in den Schlussminuten brachte nichts mehr ein. Somit lag die Freude am Ende ganz bei den Hamburgerinnen, die mit einem glücklichen Punktgewinn die Rückreise antraten. Entsprechend erleichtert war HSV-Trainer Burkhard Olzel nach Abpfiff: „Ich bin mit dem 1:1 beim Tabellenführer hochzufrieden. Wir wussten was uns hier erwartet. TeBe ist eine starke Truppe die vom Kampf lebt. Wir wussten, je länger es Null zu Null steht, desto nervöser wird TeBe. In der zweiten Halbzeit war TeBe auch klar überlegen, aber es reicht halt nicht wenn man immer in der Hälfte des Gegners ist, aber das Tor nicht macht.“
Ähnlich sah es auch sein Gegenüber bei TeBe, Sven Thoß: „Wenn wir das 2:0 machen, dann kommt hier kein Gegner zurück ins Spiel. Das was wir heute vor dem gegnerischen Tor gezeigt haben reicht so einfach nicht. Wir müssen mehrfach den Ball einfach nur über die Linie drücken, machen es aber nicht.“
So ist das Remis gegen den Hamburger SV II am Ende sicherlich ärgerlich. Mit ein paar Tagen Abstand wird der Blick zurück aber ein anderer sein. Die Leistung, mit einem kleinen Kader und einigen Langzeitverletzten zum Jahreswechsel mit drei Punkten Vorsprung auf Platz 1 in der Tabelle zu stehen, ist allemal positiv zu bewerten. Nun gilt es für Spielerinnen und Funktionsteam etwas Abstand zu gewinnen uns sich in den kommenden Woche zu erholen, damit man frisch gestärkt den Aufgaben der Rückrunde entgegen sehen kann.
TeBe: Prusas – Koop, Liepack, Wilder, Küpper – Sandmann, Brückner, Özer, Yaren – Straka, Neubauer
HSV II: Schult – Odzakovic, Bastin, Hamed, Knoblauch – Garbers (78. Rode), Kameraj (61. Holsten), Wolfgramm, Schulz – Heinßen, Marrocu (78. Holland)
Tore: 1:0 (73.) Neubauer, 1:1 (84.) Holland
Gelbe Karten: – / Marrocu (F)