Ein Spiel, zwei Gesichter

Es donnerte und krachte am gestrigen Mittwoch. Mit Blitz und heftigem Regen zog ein Gewitter über Charlottenburg. Auch auf der Julius-Hirsch-Sportanlage am Eichkamp schepperte es – weniger am Himmel als auf dem Kunstrasen beim Testspiel von Tennis Borussia gegen den Magdeburger FFC. Nach teilweise hektische und diskussionsreichen 90 Minuten stand am Ende ein 6:2 (2:2) für die Gastgeber.

Mit dem Magdeburger FFC war ein Team angereist, welches in der vergangenen Saison den Aufstieg zur 2. Bundesliga sportlich lange im Visier hatte, jedoch keinen Lizenzantrag einreichte und auf den Aufstieg verzichtete. Das die Mannschaft durchaus mit einigen Clubs der zweiten Liga mithalten könnte, stellten sie zumindest in der ersten Hälfte unter Beweis. Trotz geringer Spielanteile und nur wenigen Torchancen konnte Magdeburg das Unentschieden zur Halbzeit halten. Dies lag aber auch an der Leistung der Veilchenladies an diesem Abend. Besonders in der ersten Hälfte war ihr Auftreten hektisch und führte zur Missverständnissen im Zusammenspiel. Unzufriedenheit mit sich selbst und dem Verlauf der Partie machten sich bei vielen Borussinen bemerkbar. Diskussionen untereinander und mit der Trainerbank waren die Folge. Erst in der zweiten Hälfte, als das Team langsam wieder zur Ruhe fand, wurde die spielerische Überlegenheit auch in Tore umgemünzt.

Zurück zum Sportlichen: Die ersten Minuten der Partie gehörten TeBe. Früh besaß Jessica Brückner nach einer missglückten Kopfballabwehr eine erste Möglichkeit. Ihre Direktabnahme verfehlte das Magdeburger Gehäuse jedoch deutlich. Kurz darauf kam Nadin Sandmann am zweiten Pfosten einen Schritt zuspät und erreichte den von Michaela Schulz gefährlich hereingebrachten Ball nicht mehr.
Neben diesen ersten Chancen wurde allerdings auch schnell deutlich wo Magdeburg an diesem Abend seine Stärken besaß: in der Abwehrkette. Häufig schafften es die Spielerinnen des FFC eine Abseitsfall aufzubauen, in die TeBe immer wieder auf das Neue hineintappte.
Auf der anderen Seite des Spielfeldes zeigte die sonst so souveräne Hintermannschaft der Veilchen ungewohnte Schwächen und ermöglichte Magdeburg Torchancen. So musste Madleen Wilder nach 9 Minuten für die schon geschlagene Torhüterin Cordula Busack vor der Linie retten. Zuvor hatte sich die FFC-Angreiferin sowohl gegen Wilder als auch gegen Busack durchsetzen können. Durch einen Stockfehler Franziska Liepacks kam Magdeburg direkt im Anschluß zur nächsten Chance, wobei der Schuß das Tor verfehlte.
Quasi mit dem ersten gelungenen Angriff erzielte TeBe die Führung. Wie so oft wurde ein Abschlag vom Tor der Gäste früh abgefangen. Kerstin Straka verlängerte den von Sandmann geblockten Abschlag per Kopf zu Aylin Yaren, welche noch eine Gegenspielerin austanzte und mit etwas Glück den nassen Ball am Handschuh der Keeperin vorbei ins Netz beförderte.
Aber auch Busack im Tor von TeBe tat sich mit dem regennassen Untergrund schwer. Beim Ausgleich vier Minuten nach der Führung rutschte sie an Stürmerin und Ball vorbei, so dass Angreiferin Bartke nur noch einschieben musste.
Mitte der ersten Hälfte konnte Magdeburg sogar in Führung gehen. Stark abseitsverdächtig gingen zwei Spielerinnen allein auf das TeBe-Gehäuse zu. Wieder war es Bartke die Busack nach einer hohen Flanke überwinden konnte.
TeBe blieb trotz der zwei Gegentreffer das bestimmende Team. Erst verpasste Straka eine Hereingabe von Senem Özer knapp, dann war Sandmann nach schönem Spielzug über Josefine Krengel und Schulz erfolgreich und schob aus wenigen Metern zum 2:2 ein.
Magdeburg kam vor der Pasue noch einmal gefährlich vor das Tor der Borussinen. Abermals profitierten sie dabei von der Konfusion in der TeBe-Defensive. Franziska Koop bekam ein Pass von Wilder an der Strafraumkante nicht unter Kontrolle, eine Angreiferin konnte den Ball erobern und hatte im Abschluß Pech, dass ihr Schuß von Busack noch an den Pfosten gelenkt werden konnte. Somit ging es mit dem Unentschieden in die Kabinen.
In der zweiten Halbzeit boten die Veilchenladies dann ein besseres Bild. Die Unruhe auf dem Platz konnte abgestellt werden, das Zusammenspiel klappte besser – auch wenn es noch lange nicht dem gewohnten Leistungsniveau entsprach. Zudem hatten sich die Borussinen auf die Abseitsfalle Magdeburgs eingestellt und wussten häufiger die Abwehrreihe zu überwinden.
So war Sandmann nach 51 Minuten von Özer bedient worden und konnte alleine auf die Torhüterin zugehen. Sie umspielte diese auch, legte sich den Ball aber zu weit vor. Den Rückpass von der Torauslinie in Richtung Straka fing die Defensive ab.
TeBe kam nun vermehrt zu Chancen. Nach einer Ecke parierte die Magdeburger Keeperin einen Flachschuß von Straka und konnte auch kurz darauf eine Flanke von Daniela Retkowski vor den einschußbereiten Sandmann und Brückner abfangen. Mit der vierten Möglichkeit im zweiten Durchgang erzielte Yaren die Führung: Koop hatte einen schönen diagonalen Flugball Richtung Yaren geschlagen, welche auf Höhe der Abwehrkette lauerte. Die Abseitsfalle der Gäste schlug fehl und drei Borussinen waren allein auf weiter Flur. Yaren hätte auch abspielen können, schloß den Angriff aber, wie von der Seitenlinie gefordert, selbst zum 3:2 ab.
Gegen Ende der Partie baute der Magdeburger FFC zusehens ab. Die Abseitsfalle klappe nun immer seltener, was wohlmöglich auch an den fehlenden Linienrichtern lag. So reklamierte die Verteidigung auf Abseits als analog zum 3:2 ein Steilpass auf den linken Flügel geschlagen wurde. Diesmal war es Wilder die dort gestartet war und Schulz den Ball am Fünfmeterraum auf den Fuß servierte. Der Abstauber war für die routinierte Angreiferin, welche gestern zu den besseren Spielerinnen gehörte, kein Problem.
Beim 5:2 ging es dann mal über die rechte Seite. Denise Neubauer hatte einen Freistoß im Mittelfeld schnell ausgeführt und Retkowski am Flügel geschickt. Wilder jagte deren weite Hereingabe volley ins Netz.
Özer versuchte sich noch zweimal von der Strafraumgrenze, ehe Neubauer mit dem 6:2 den Schlußpunkt stetzt. Im direkten Zweikampf zeigte sie Durchsetzungskraft und grätschte eine Flanke von der linken Seite vor der Abwehrspielerin ins Tor.

Das Ergebnis klingt letztendlich souveräner als es das Auftreten der Veilchenladies war. Hoffentlich ein Schuß vor den Bug zur rechten Zeit. In den letzten anderthalb Wochen soll nun der Feinschliff erfolgen, damit die Mannschaft zum Saisonauftakt am 19. August auf den Punkt fit ist. Dann muss allerdings konzentrierter zur Sache gegangen werden als am gestrigen Mittwoch. Um dafür den Kopf freizubekommen wurde das Training am Wochenende abgesagt. Der letzte Test erfolgt am nächsten Mittwoch. Dort geht es dann um 19 Uhr auf dem Olympiagelände gegen die männliche C-Jugend von Hertha BSC.

TeBe spielte mit: Busack (46. Prusas) – Koop, Krengel, Liepack, Wilder (42. Küpper) – Schulz, Brückner, Özer, Yaren (65. Wilder) – Straka (56. Retkowski), Sandmann (69. Neubauer)
Tore: 1:0 Yaren (15.), 1:1 Bartke (19.), 1:2 Bartke (22.), 2:2 Sandmann (28.), 3:2 Yaren (63.), 4:2 Schulz (74.), 5:2 Wilder (77.), 6:2 Neubauer (88.)
Gelbe Karten: Yaren (Foul), Retkowski (Unsportlichkeit)