Das für zahlreiche Amateurclubs existenzbedrohende Reformengewurstel des DFB geht weiter. Bei der auf dem Bundestag in Essen am Freitag beschlossenen Neugestaltung der Regionalligen wurden erneut die Wünsche der kleinen Clubs an der Schnittstelle zwischen Amateur- und Profiußball weitgehend ignoriert und den Vorstellungen der Proficlubs gefolgt, die in Form des durch Liga-Präsident Reinhard Rauball konzipierten „Fünf-Punkte-Solidarpakt Regionalliga“ (sic!) den Zuschlag erhielten.
Kern der Reform ist, dass es zukünftig fünf statt drei Regionalligen (Nord, Nordost, West, Südwest und Bayern) geben wird, die dann wieder unter die Zuständigkeit der Landes- und Regionalverbände fallen werden. Die NOFV-Regionalliga wird dann wieder das Gebiet der früheren DDR-Oberliga plus Westberlin umfassen. Als „Zugeständnis“ an die zahlreichen am Rande ihrer Existenzfähigkeit wirtschaftenden kleinen Clubs dürfen zukünftig „nur“ noch bis zu 35 Zweitvertretungen (nämlich maximal sieben pro Staffel) von Proficlubs in der Regionalliga spielen, die bislang bereits schmalen Fernsehgelder fallen zukünftig komplett flach. Der Vorschlag zahlreicher Amateurclubs, eine separate Staffel für die Reserveteams zu schaffen, wurde erneut abgeschmettert, so dass es auch zukünftig Alltag in den Regionalligen sein wird, dass die Proficlubs je nach Spielplan ihrer Erstvertretungen von Wochenende zu Wochenende mit völlig unterschiedlichen Kadern antreten und den Wettbewerb auch weiterhin verzerren werden. Problematisch am neuen Konstrukt ist nicht zuletzt die noch geringere Durchlässigkeit nach oben, was eine weitere Verminderung der Attraktivität der Ligen nach sich ziehen wird. Denn selbst die Staffelmeisterschaft bedeutet nicht den sicheren Aufstieg, sondern lediglich die Teilnahme an der Aufstiegsrunde, an deren Ende es für lediglich für drei von fünf Meistern aufwärts gehen wird.
Während es in Bayern und im Norden vereinzelt positive Reaktionen gab, bewertet die große Mehrheit der Amateurclubs die Entscheidung negativ bis vernichtend. Der Präsident von Darmstadt 98 nannte die Weichenstellung als „schwarzen Tag für den Fußball“, Ali Han vom NOFV-Oberligatabellenführer BAK stieß ins gleiche Horn: „Es wurden nur die Wünsche der Profivereine erfüllt. Ohne Fernsehgelder und mit der Konkurrenz der Reservemannschaften werden sehr viele Amateurklubs in der Regionalliga kaputt gehen.“ Carsten Gockel von Preußen Münster nannte es „ein fatales Signal“ für den Fußball. Hessen Kassels Präsident Jens Rose bemängelte die immer größer werdende Kluft zwischen Amateur- und Profifußball und prophezeite das Aus der Oberligen. Und in der Tat ist die spannende und somit auch TeBe unmittelbar betreffende Frage, welche Konsequenzen auf die Oberligen die beschlossene Reform haben wird. Denkbar sind derzeit verschiedene Modelle – von „Verschlankung“ bis kompletter Abschaffung der Liga. Das alles wird Thema des nächsten NOFV-Verbandstages im Dezember sein.
Immerhin zu begrüßen ist die Tatsache, dass im Zuge der Reform ein Teil der mit Schaffung der dreigeteilten RL eingeführten unsinnig hohen Stadionauflagen (die beispielsweise für Altona 93 oder Türkiyemspor fatale Auswirkungen hatten) zurückgenommen werden sollen. Dass aber in allen Kernthemen den Wünschen der Proficlubs entsprochen wurde, zeigt einmal mehr, wie gering die einstmals starke Lobby der Amateurclubs mittlerweile geworden ist.