Das Derby und seine Geschichte

TeBe gegen Blau-Weiß? Da war doch was? Richtig, denn es gab in der Vergangenheit gleich mehrere sehr bedeutsame Spiele zwischen beiden Vereinen. Diese liegen allerdings schon mehr als 26 Jahre zurück, weshalb sich eventuell nicht mehr jeder an jedes Detail erinnert…

Das letzte Aufeinandertreffen zwischen TeBe und Blau-Weiß 90 endete 1986 mit 2:1 für TeBe. Blau-Weiß war 3 Tage vorher durch ein 1:1 in Kassel in die 1. Bundesliga aufgestiegen und feierte bis zum Schlußpunkt der Saison einfach durch, wie Peter Stark gegenüber dem ZDF freimütig zugab. Die Stimmung wurde dadurch jedenfalls nicht beeinträchtigt. Etwa 30.000 Zuschauer feierten ausgiebig die neuen Helden der Stadt. TeBe blieb immerhin noch sich mit einem Sieg von den eigenen Fans  aus der 2. Bundesliga zu verabschieden.

Das aber vielleicht wichtigste Derby zwischen Charlottenburg und Mariendorf überhaupt stand aber schon 2 Jahre zurvor, am 29. April 1984 im Mommsenstadion, an. Beide Vereine stritten sich intensiv um die Meisterschaft in der Oberliga (damals die dritthöchste Spielklasse) und das damit verbundene Recht um die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Mit diesem Spiel als Spitzenpaarung konnte noch ein Jahr vorher keiner rechnen, denn die Mariendorfer waren gerade erst aus der Landesliga aufgestiegen. TeBe hingegen war gewohnt Ehrgeizig und setzte, inclusive der finanziellen, alle Hebel in Bewegung um möglichst schnell wieder in den bezahlten Fußball zu kommen.

In der Berliner Presse und vor allem in der FuWo wurde das Duell schon Wochen vorher hochgejazzt. Und das obwohl ja in der 2. Bundesliga mit Erna BSC und dem SCC bereits zwei Vereine aus Berlin spielten und der SCC mit Andreas Köpke, Jörg Gaedke und anderen späteren Helden durchaus noch Chancen auf den Klassenerhalt besaß. Sogar von den Konkurrenten in der kommenden Aufstiegsrunde sagten sich Vertreter an, z.B. vom FC St. Pauli und dem 1. FC Bocholt. Da wollte sich TeBe auch nicht Lumpen lassen und fuhr alles auf was es aufzufahren gab. Sogar ein Vorspiel wurde angesetzt. Die damals sogenannte Tennis Borussia Prominentenelf spielte mit Hänschen Rosenthal, Udo Lindenberg und anderen Showgrößen gegen eine Mannschaft des DJK Villingen. Schiedsrichter war Wolfgang Gruner, als Linienrichter fungierten der Schauspieler Horst Niendorf und der Kabarettist Jochen Schröder. Man stelle sich mal heutzutage vor was wohl im Bezirksamt los wäre, wenn TeBe an einem Tag nicht nur eins, sondern gleich zwei Spiele im Mommse austragen wollen würde!

Die Propaganda verfehlte ihre Wirkung jedenfalls nicht. Während sich 4478 gelangweilte zahlende das Müde 0:0 von Erna gegen Darmstadt 98 im Olympiastadion antaten, steppte im Mommsenstadion der sprichtwörtliche Bär. 7492 zahlende Zuschauer wollten die Entscheidung mit ansehen und bekamen ein durchweg spannendes Spiel geboten, in dem TeBe zwar in der Schlussphase noch einmal alles nach vorne warf aber für seinen Schlussspurt nicht belohnt wurde.  Blau-Weiß gewann durch ein 3:2 und holte sich die damit so gut wie feststehende Meisterschaft. Die Zuschauerzahl war jedenfalls der Star des Tages und ein vielfaches dessen was beide Vereine an den bisherigen Spieltagen in ihre Stadien locken konnte. Ein klares Signal: Berlin dürstet nach erfolgreichem Fußball!

Aufgrund des großen Interesses an diesem Spiel gab es in der FuWo sogar einen besonders großen Spielbericht inklusive einer Einzelkritik zu jedem Spieler beider Mannschaften.  Trainer bei TeBe war damals übrigens noch Bernd Hoss. Jener Hoss sollte Blau-Weiß nur 2 Jahre später sensationell in die Bundesliga führen und gilt bei Fans bis zum heutigen Tag als die Legende der Profijahre schlechthin. Seine spätere Rolle konnte er bei dieser Partie natürlich noch nicht ahnen und war entsprechend enttäuscht mit TeBe die Meisterschaft verpasst zu haben: „Ich weiß nicht, ob es die Angst vor einem Rückstand oder die Nervosität war, auf jeden Fall haben wir nie zu unserem Spiel gefunden.“ Nach dem letzten Spieltag trat Hoss dann von seinem Amt zurück bzw. verlängerte seinen ohnehin ausgelaufenen Vertrag nicht. Der Vorgang von sich heraus einen Vertrag nicht verlängern zu wollen wurde ihm von einigen Borussen noch Jahrelang übel genommen. Eine Parallele zu Hermann Gerland drängt sich förmlich auf.

Die Partie bestritten:

TEBE: Greiner (ab 80. Stieler) – Greiser – Fiedler, Hinze, Fraßmann – Schilling, Djordjevic (ab 60. Klein), Jüttner, Miethig – Müller, Gretarsson.

BW90: Gehrke – Schreiner – Backhaus, Schmidt, Fistler – Stark, Bebensee, haller (ab 77. Tusch), Wesseler (ab 46. Rinke) – Bung, Kirschbaum.

TORE: 0:1 (49.) Bunk, 0:2 (58.) Kirschbaum, 1:2 (67.) Gretarsson; 1:3 (70.) Bunk; 2:3 (83.) Müller.