Es ist keine wirkliche News mehr: Am vergangenen Donnerstag vermeldete TeBe, dass man sich „mit sofortiger Wirkung“ seinem langjährigen Chefcoach Markus Schatte getrennt habe. Im gleichem Zug wurde die Verpflichtung Daniel Volberts, zuletzt Trainer beim SV Lichtenberg 47, vermeldet. Volbert wird das Training bereits am morgigen Montag übernehmen. Ob Davide Masullo dem Verein als Co-Trainer erhalten bleibt, wird sich dieser Tage klären. Volbert erklärte hierzu, dass er sich derzeit in Gesprächen mit mehreren Kandidaten befände.
Über die Gründe für diesen Schritt muss nicht großartig spekuliert werden. Auch wenn vor der Saison als Ziel lediglich ausgegeben wurde, „oben mitspielen“ zu wollen, hatte die Vereinsführung, nachdem der Verein seit vergangenem Sommer wieder einen Hauptsponsor hat, und spätestens nachdem in der Winterpause noch einmal nachgerüstet worden war, offenbar durchaus den Tabellenplatz ins Visier genommen, den sich nunmehr Hertha 03 gesichert hat. Dass Volberts Mission nun lautet, den Oberliga-Aufstieg, der ihm mit L47 gelang, am Eichkamp nach Möglichkeit zu wiederholen, daran wurde auf der PK am Freitag keinen Zweifel gelassen.
Volbert ist nicht zuletzt für seinen Ehrgeiz und seine energischen und lauten Ansprachen bekannt. Man kann ihn somit durchaus als „Gegenentwurf“ zum sachlichen Schatte betrachten, der sich bekanntlich immer betont vorsichtig äußerte, was die sportlichen Ziele anbelangte. Eine Form von Understatement, die TeBe nach all den Jahren des Größenwahns in der Außendarstellung fraglos gut tat, aber im Jahr drei nach Eröffnungs des Insolvenzverfahrens war das so manchem mittlerweile doch zu defensiv. Eine Mentalität, die möglicherweise auch auf dem Rasen ihren Niederschlag fand: Denn auch wenn der Schatte-Stil immer offensiv ausgerichtet war und die Mannschaft einen durchaus anspruchsvollen Fußball spielte, vermisste so mancher zunehmend den Mumm, die Direktheit, die breite Brust. Es drängte sich bisweilen der Eindruck auf, dass Akribie und akademische Herangehensweise des Coaches möglicherweise Lebendigkeit und Spontaneität erstickten. Folgt man dieser Einschätzung, so erscheint es naheliegend, es nun mit jemandem wie Volbert zu probieren, mit seiner auf den ersten Blick für jeden erkennbaren Leidenschaft, mit seinem Temperament und seiner Besessenheit, gepaart mit seiner ebenfalls vorhandenen fachlichen Kompetenz.
Die Reaktionen innerhalb der Anhängerschaft fielen, wie sollte es anders sein, gemischt aus: Einige waren schwer euphorisiert anhand der Personalie Volbert, andere vertraten die Auffassung, dass Schatte durchaus die Chance verdient gehabt hätte, seine Aufbauarbeit der vergangenen Jahre in der kommenden Saison zu krönen und bedauern daher dessen Demission. Die vermutlich größte Fraktion jedoch dürften diejenigen sein, die den Wechsel grundsätzlich für durchaus nachvollziehbar halten, mit der Art und Weise jedoch ihre Probleme haben. Und in der Tat bleibt hinsichtlich dessen die eine oder andere Frage offen. Schatte war weit entfernt von Selbstherrlichkeit und Kritikunfähigkeit, wie man sie von manch anderem TeBe-Übungsleiter vergangener Jahre in Erinnerung hat. Wer sich mit ihm unterhielt, wird wissen, dass Schatte seit der entscheidenden Niederlage in Zehlendorf wiederholt Verständnis dafür signalisiert hatte, falls sich der Club dazu entschließen sollte, es zukünftig mit einem anderen Übungsleiter zu versuchen. Die Voraussetzungen schienen insofern gegeben für eine Lösung, die alle Beteiligten gut aussehen lässt und mit der sich auch das komplette Vereinsumfeld identifizieren kann. Es fragt sich, ob dieser Ball, den Schatte dem Club offenbar zugespielt hatte, nicht hätte aufgenommen werden können. Hätte man Schatte nicht bereits kurz nach Zehlendorf mitteilen könnten, dass man sich nach einem neuen Übungsleiter umschaut und diesen dann nach Möglichkeit bereits aktiv in die Planungen für die neue Saison einbinden möchte? Es erscheint unwahrscheinlich, dass sich Schatte einer solchen Vorgehensweise versperrt hätte. Zumindest den Versuch wäre es wert gewesen.
Stattdessen platzte am Donnerstag jedoch die Bombe einer „Trennung mit sofortiger Wirkung“, von der dann doch alle kalt erwischt wurden. Nicht zuletzt die Mannschaft selber, die es, nicht anders als die Fans, aus dem Internet erfuhr und durchaus geschockt war. Als die Trennung auf der PK nach dem Spiel unter anderem damit begründet wurde, dass es „zwischen Mannschaft und Trainer einfach nicht mehr gestimmt“ habe, sorgte dies bei den anwesenden Spielern, die sich noch wenige Minuten zuvor auf dem Feld hochemotional bei Schatte bedankt hatte, sichtlich für Irritation, einige verließen den Raum. Denn natürlich lässt sich darüber diskutieren, ob Schatte Fehler gemacht hat, oder ob mit diesem Kader (noch) mehr möglich gewesen wäre. Aber dass er bei seinen Spielern bis zuletzt ungebrochen eine hohe Wertschätzung genoss, das war unbestreitbar. Selbst durch Spieler, die sich bei ihm nicht durchsetzen konnten, hörte man immer wieder, dass Schatte sie in ihrer Entwicklung weitergebracht und sich ihnen gegenüber immer fair verhalten habe. Auch dass er einzelnen Spielern mitunter weit über das Fußballerische hinaus bei persönlichen Problemen zur Seite stand, wurde ihm hoch angerechnet. Nicht von ungefähr schwärmen selbst gestandene Bundesligaprofis, die durch Schatte ausgebildet wurden, noch heute von dessen Qualitäten fachlicher als auch menschlicher Natur.
Schatte hing seine große Identifikation mit TeBe nie an die große Glocke, dennoch war sie jederzeit spürbar. Als Ordner-Legende „Richie“ vergangenen Sommer beigesetzt wurde, war er unter denjenigen, die sich persönlich verabschieden wollten. Es war eines der Beispiele dafür, wie viel Respekt er jedem entgegenbrachte, der sich in irgendeiner Form in den Verein einbrachte. Umso bedauerlicher ist es, dass die gewählte Form des Abschieds nun genau Schatte den ihm zustehenden Respekt verwehrt und zudem die Möglichkeit verbaut hat, ihn weiter im Verein zu halten. Es scheint, als sei nicht nur sportlich noch Luft nach oben bei Tennis Borussia, sondern auch, was die Kommunikation anbelangt – sowohl die nach außen als auch die innerhalb der Gremien, denn auch hier scheint nicht alles ganz rund gelaufen zu sein. Als Verein, der sich bei seinem Neubeginn einen neuen Stil und Transparenz auf die Fahnen geschrieben hatte, sollten wir aufpassen, dass uns das, was den Verein während der vergangenen Jahre so lebendig gemacht hat, nicht verloren geht.
Umso mehr gilt unser großer Dank noch einmal dem scheidenden Trainer, der großen Anteil daran hatte, dass TeBe nach der tiefsten Krise der Vereinsgeschichte Stück für Stück wieder auf die Beine gekommen ist. Daniel Volbert als seinem Nachfolger sagen wir herzlich willkommen und freuen uns auf den gemeinsamen Weg!