Dresden calling – Relegation, wir kommen!

Nix gönnen sie einem, die Köpenicker. Als sich das Damoklesschwert namens Rudower Stubenrauchstraße gegen 15.43 Uhr scheinbar unausweichlich über dem lilaweißen Block in Rathenow zu senken begann, kamen die neidzerfressenen Südostberliner kurzerhand auf die Idee, den Westberliner Schnöseln mal eben zwei Wochen Urlaub und eine geordnete Saisonvorbereitung zu klauen, indem sie einen Freistoß zum Siegtreffer nutzten und den Füchsen Planungssicherheit bescherten.

Zuvor hatten sie sich gegen die letzte Woche noch mit 1-7 in Torgelow unter die Räder gekommenen Reinickendorfer erstaunlich schwer getan. Und mit dem Rathenower Führungstreffer – per Freistoß, wie sonst? – in der 67. Minute fand sich TeBe mit einem Mal auf dem Tabellenplatz 15 wieder.

Im Anschluss bemühten sich Mannschaft und Anhang zwar nach Kräften, das Schicksal noch abzuwenden, aber die Anzeigetafel hinter dem Rathenower Tor zählte die Minuten gnadenlos herunter, die ganz großen Tormöglichkeiten blieben bis zur Schlussphase aus und der Kontaktmann am Freiheitsweg konnte ebenfalls nicht mit guten Nachrichten dienen. Als kurz vor Schluss jeweils Taflan, Cubukcu und Djan noch zu Möglichkeiten kamen, aber allesamt scheiterten und auch der nach vorne geeilte Kotti nichts mehr bewirken konnte, gab es wohl niemanden mehr im Gästeblock, der noch an ein Wunder glaubte.

Und dann, mitten in die letzten verzweifelten Anfeuerungsrufe hinein, mischte sich mit einem Mal das Gerücht, in Reinickendorf sei etwas passiert. Führungstreffer für die Gäste eine Minute vor Abpfiff? So ein Schwachsinn, wer denkt sich sowas aus? Keiner wollte es so richtig glauben. Die letzten Sekunden auf dem Rasen gerieten zum Nebenkriegsschauplatz, während hektisch versucht wurde, die Meldung zu verifizieren. Und tatsächlich, der Kontaktmann vom Freiheitsweg bestätigte es: 1:2 gegen die Füchse! Im allgemeinen Jubel ging der Schlusspfiff fast unter, Teile der Mannschaft der Mannschaft sanken enttäuscht zu Boden, während sich in der Nähe der Trainerbank die gute Nachricht herumzusprechen begann. So richtig fassen konnte es keiner, aber so langsam wichen Enttäuschung und Niedergeschlagenheit grenzenloser Erleichterung und Jubelgesängen. „UNVSU“ schallte es aus dem Gästeblock – ausnahmsweise mit deutlich ironischem Unterton und einem Hauch von Dankbarkeit an die Truppe des Ex-Borussentrainers Theo Gries. Es war also tatsächlich so gekommen wie von vielen prophezeit: Alle drei Anwärter auf Platz 14 verloren ihre Spiele. Somit TeBe tatsächlich in der Relegation!

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Engagiert, aber mit zu wenig Durchschlagskraft: Die Treffer für TeBe fielen heute auf anderen Plätzen.

Alle Befürchtungen hinsichtlich eventuell abgeschenkter Spiele erwiesen im Nachhinein sich also als unbegründet. Auf der Rathenower Geschäftsstelle waren unter der Woche telefonisch zahlreiche Bitten eingegangen, trotz der “Freundschaft” zu TeBe doch bitte mit voller Kraft zu spielen. Und tatsächlich verteilte die Truppe von Ingo Kahlisch keine Geschenke, sondern es kam immer wieder zu Nickligkeiten, versteckten Fouls und Wortgefechten zwischen den Spielern beider Teams. In Hohenschönhausen schoss man sich fürs Pokalfinale warm und beförderte die Ludwigsfelder mit einem 7-2 endgültig in die Verbandsliga, was somit die einzige der drei Partien war, die frühzeitig entschieden war. Köpenick hingegen machte es spannender, bewies mit seinem Last-Minute-Treffer aber ebenfalls, dass man nicht „auf Ergebnis“ spielte. Respekt insofern an sowohl Optiker als auch die beiden Mannschaften der Clubs, die wir hier namentlich nur ungern erwähnen. Und die zahlreichen mittlerweile in weinrotweiß auflaufenden Ex-Borussen, die nach ihrem kürzlichen Gastspiel im Mommse betonten, dass sie TeBe den Klassenerhalt von Herzen wünschen, haben heute ihren kleinen Teil dazu beigetragen. Sicher ging es dabei hauptsächlich um Revanche für die Hinspielniederlage in Ludwigsfelde und eine gelungene Premiere fürs Pokalfinale, aber zumindest schien niemand „Rache“ nehmen zu wollen für den Mist, der ihm im vergangenen Jahr bei TeBe widerfahren ist.

Und somit befindet sich der lilaweiße Anhang also noch zwei Wochen länger auf der nervlichen Folterbank. Aber wieso soll nach all den verrückten Erlebnissen der vergangenen Wochen das Wunder Klassenerhalt nicht tatsächlich möglich sein? Sicherlich darf man dem voraussichtlichen Relegationsgegner Borea Dresden, die immerhin 11 Punkte mehr auf ihrem Abschlusskonto haben als wir, die Favoritenrolle unterjubeln, aber die meisten Experten sind der Meinung, dass die vor einigen Jahren noch bestehende Überlegenheit der Süd- gegenüber der Nordstaffel mittlerweile der Vergangenheit angehört. Und sollte TeBe sich auswärts am kommenden Wochenende eine halbwegs gute Ausgangsposition verschaffen, indem man den Laden hinten vielleicht halbwegs dicht hält, ist im Rückspiel eine Woche später alles möglich!

Neben dem Dank an alle, die das Team so zahlreich und lautstark in Rathenow unterstützt haben, also gleichzeitig die Aufforderung: Alle nach (vermutlich) Dresden! Auch diesmal gibt es Alternativen zur Anreise per Fahrrad – Busanmeldungen werden hier entgegengenommen! Auf geht’s!

Grüße gehen an dieser Stelle raus an die gewohnt gastfreundlichen Optiker sowie an Andreas Döpke Schaffnergott!

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