Etwa 20 Fans fanden gestern den Weg in den Fanladen um noch einmal in lockerer Runde mit dem scheidenden Trainer Peter Ränke zu plaudern, wobei sich ca. 2/3 der Anwesenden von der Tribünenseite rekrutierten. Block E glich seine numerische Unterlegenheit allerdings dadurch aus, dass lobenswerterweise zwei Leute daran gedacht hatten, je ein kleines Abschiedspräsent mitzubringen, so dass Ränke jetzt stolzer (davon gehe ich jetzt einfach mal aus) Besitzer eines „auf die linke Tour…“-Schals ist. Zum Einstieg schilderte Ränke noch einmal den Saisonverlauf aus seiner Sicht, von den hohen Zielsetzungen zum Beginn bis zum heutigen Stand der Dinge. Er betonte, dass die Mannschaft summa sumarum eine gute Saison gespielt habe und sich das anspruchsvolle Training in der Hinrunde mit 6-8 Einheiten pro Woche in der Rückrunde bezahlt gemacht habe, wofür er Biran und Müller als Beispiele nannte, die sich toll entwickelt hätten. Er lobte die Mannschaft noch einmal für ihre Geduld und Loyalität dem Verein gegenüber, wobei er für sich selbst in Anspruch nahm, dies auch vorgelebt zu haben. In einem Punkt funktionierte die Mannschaft jedoch nicht nach Ränkes Vorstellungen: Er bemängelte, dass sich nie eine funktionierende Hierarchie innerhalb des Teams gebildet habe, hier hätten einige der älteren Spieler ihre Rolle als Führungsspieler nicht entsprechend angenommen.
In der Vorbereitung zur Rückrunde begann dann das große Verletzungspech. Wiederholte Bänderrisse und –dehnungen im Sprunggelenk bei Daniel Pelzer, schwerer Knorpelschaden im Knie bei „Icke“ Leetz und Marcus Rasche ist kurz nachdem der Arzt bei einer Nachuntersuchung einen optimalen Heilungsverlauf bescheinigt hatte, beim Waldlauf das Kreuzband an der selben Stelle erneut gerissen. Als Ränke von dem am Boden zerstörten Rasche erzählte, ließ er sich seine Betroffenheit deutlich anmerken. Bei allen drei Spielern ist unklar, wann sie wieder Fußball spielen können.
Dann kam Ränke noch einmal auf die Geschehnisse der letzten beiden Spieltage zu sprechen, wobei er von „Boykott“ und „Sabotage“ sprach, wie er sie noch nie erlebt habe. Er habe in seiner Zeit als Trainer der Rostock-Amateure mit verschiedenen Profi-Trainern von Lienen bis Veh zusammengearbeitet und sich „auch manchmal gefragt, ob der eine oder andere noch alle Tassen im Schrank“ habe. Deren Anordnungen deswegen aber nicht auszuführen wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
Insgesamt stellte er sich ausdrücklich vor die neue Vereinsführung, da diese die derzeitige Lage des Vereins nicht zu verantworten habe. Tatsächlich habe allerdings das jahre-, bzw. jahrzehntelange Mäzenatentum TeBe geschadet, weil so keine professionellen Strukturen in den Bereichen Geschäftsführung und Öffentlichkeitsarbeit entstehen konnten. Kritik übte er insbesondere an der Pressearbeit („Das macht der neue Vorstand genauso falsch wie der alte!“). Hier werde zu wenig agiert, nur reagiert. An dieser Stelle machten einige altgediente TeBe-Fans allerdings auf das problematische Verhältnis der Berliner Medien zur Oberliga im allgemeinen und (unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit) zu TeBe im besonderen aufmerksam. Wahrscheinlich haben wie so oft beide recht…
Bemerkenswert fand ich, dass Ränke immer wieder „wir“ sagte, wenn er TeBe meinte, selbst wenn es um die zukünftigen Perspektiven des Vereins ging.
Anschließend beantwortete er noch einige Fragen, zum Beispiel warum er nicht bleibe (das Angebot des Vereins war für ihn nicht akzeptabel), ob ihm das Jahr bei TeBe geschadet habe (allenfalls die Ereignisse der letzten beiden Spieltage, insgesamt aber nein und durch die besondere Situation in der Rückrunde – kein Geld und aufgrund der vielen Verletzten fehlender Konkurrenzkampf im Training – habe er sogar noch etwas gelernt, denn er musste die Spieler mit anderen Methoden motivieren und bei der Stange halten), warum er trotz der Zusage den Fans gegenüber, an dem Problem etwas zu ändern dass wir zum Saisonbeginn sehr offensichtlich auf der Liberoposition hatten, stets an Sven Meyer festgehalten hat (andere Varianten hätten im Training nicht wie gewünscht funktioniert), ob es bekannte Spieler gebe, die er ausgebildet hat (ja, Hendrik Herzog, Robert Kovac, Kevin Hansen, Marcus Vorbeck) und zu guter Letzt natürlich, ob er schon eine neue Aufgabe in Aussicht habe (hier blieb er vage, so wie er sich ausdrückte, würde ich aber tippen, dass wir seine neue Wirkungsstätte recht bald der Fachpresse werden entnehmen können).
Als sich die Veranstaltung nach zwei Stunden auflöste ist wohl niemand mit sensationellen neuen Erkenntnissen nach Hause gegangen, aber das war weder zu erwarten noch Zweck der Zusammenkunft. Da Peter Ränke noch nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob er zum Stadionfest am 15. kommen kann, war dies die vielleicht letzte Gelegenheit für längere Zeit, ihn zu treffen. Denn, soviel ließ er sich dann doch noch entlocken, es könnte gut sein, dass sein nächster Arbeitsplatz nicht im Nordosten Deutschlands sein wird. Es sei ihm ein Bedürfnis gewesen, den Fans noch einmal zum Gespräch zur Verfügung zu stehen, so Ränke zum Abschluss, denn deren Verhalten sei die Saison über stets positiv gewesen und außerdem: „Man trifft sich immer zweimal im Leben!“ Da bin ich ja mal gespannt…
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