Abteilungsleiterin Gaby Wahnschaffe hatte schon vor dem Spiel des 4. Spieltags beim FFV Neubrandenburg kein gutes Gefühl. Die folgenden neunzig Minuten sollten ihr Recht geben. Die Veilchenladies gerieten Mitte der ersten Hälfte in Rückstand und mühten sich dann lange Zeit vergeblich. Erst Josefine Krengel brach sechs Minuten vor Schluss den Bann und rettete damit zumindest einen Punkt. Durch den Patzer von Turbine Potsdam II – verlor mit 0:2 beim Aufsteiger FFC Oldesloe – stehen die Veilchenladies nun an der Tabellenspitze.
TeBe ging mit vielen angeschlagenen Spielerinnen in die Partie. Neben der noch immer nicht vollkommen genesenen Jessica Brückner liefen unter anderem Madleen Wilder (Pferdekusses) und Krengel (gebrochener Zeh) verletzt auf. Auch Angreiferin Nadin Sandmann hatte die gesamte Woche nicht trainieren können. Zudem fehlte Michaela Schulz aus beruflichen Gründen, sowie die Langzeitverletzten Suzan Sharif und Ilka Heyke.
Diese Verletzungen und Ausfälle machten sich schnell im Spiel der Veilchenladies bemerkbar. Zwar hatte TeBe schon in der Anfangsphase der Partie leichte Feldvorteile, doch Torgefahr entstand dadurch nicht. Eine von Daniela Retkowski verpasste Flanke von Aylin Yaren nach drei Minuten war noch die beste Gelegenheit. Ansonsten reihten sich auf beiden Seiten Fehlpass auf Fehlpass. TeBe war im Aufbau insgesamt zu pomadig, es fehlte an Körperspannung und Schnelligkeit. Oftmals wurde statt dem einfachen Abspiel der kompliziertere Ball gespielt. Kamen dann die Pässe auf dem holprigen, löchrigen Platz ohne den nötigen Druck, war der Gegner schnell im Ballbesitz. Man merkte, dass jede Borussin mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hatte.
Da aber auch Neubrandenburg Fehler beging schwappte das Spielgeschehen zwischen den Strafräumen hin und her. Erst nach 22 Minuten gab es mit einem Fernschuss von Franziska Koop, der deutlich über den Kasten ging, so etwas wie eine Torchance.
Mit einer guten Einzelaktion gelang Neubrandenburg die Führung. Retkowskis Ballverlust nach einem Eckball nutzte Nicole Zweigler zu einem Sprint über den halben Platz, setzte sich dabei gegen mehrere Borussinen durch und schlenzte das Leder vorbei an Kerstin Prusas ins lange Eck.
Die Führung sorgte allerdings für keine Ruhe in den Neubrandenburger Reihen – im Gegenteil: TeBe wurde zunehmend dominanter und kam nun auch zu Torchancen. Sandmann rutschte ein Schussversuch auf den Flügel zu Senem Özer, welche auf den ersten Pfosten flankte, wo Kerstin Straka in Bedrängnis neben den Kasten zielte. Kurz darauf war der Ball sogar im Netz, allerdings auch die Fahne des Assistenten oben. Aylin Yaren soll bei ihrem Kopfballtreffer im Anschluss an einen Freistoß von Krengel und die Verlängerung von Straka im Abseits gestanden haben. Überhaupt Yaren: Wenn in der ersten Hälfte offensiv etwas ging, dann meist über die linke Seite mit Wilder und Yaren. Auch wenn beide, wie große Teile des gesamten Team, unter ihren Möglichkeiten blieben, setzten sie die Akzente. Wilder schoss mehrfach aus der Distanz (1x flach vorbei, 2x drüber) und Yaren brachte wenigstens hin und wieder eine Hereingabe in den Strafraum. Über Retkowski auf Rechts sowie Brückner und Özer in der Mitte lief gegen die nun tiefer stehenden Gastgeberinnen relative wenig. Die beste Chance für TeBe vor der Halbzeit war dementsprechend ein Standard. Anna Coldewey im Neubrandenburger Tor hatte bei dem wuchtigen Freistoß von Krengel Mühe und konnte den Ball gerade noch von der Linie fausten.
Der FFV stellte in der Halbzeit um und brachte für Stefanie Schmidt nun Catharina Schimpf. Obwohl TeBe wie schon vor der Pause weiterhin mehr Ballbesitz hatte, kamen die Veilchenladies nun zu weniger Möglichkeiten, während Neubrandenburg besonders bei Kontern gefährlich war. Krengel konnte im letzten Moment einen Ball von Katja Blehk blocken, Zweigler zog aus der Drehung die Kugel über das Tor.
Auch TeBe stellte nach etwas mehr als einer gespielten Stunde um. Für Retkowski, die einfach keinen guten Tag erwischt hatte, kam Sabine Küpper aufs Feld. Mit der laufstarken und einsatzfreudigen Krengel wurde die rechte Außenbahn neu besetzt. In der Folge kamen die Veilchenladies wieder zu Möglichkeiten. Caroline Schumski konnte bei einer Flanke noch vor der einschussbereiten Krengel klären, Özers Nachschuss hatte Coldewey sicher. Sechs Minuten vor dem Ende der hart erkämpfte Ausgleich: Mit einem guten Flügelwechsel schickte Wilder den Ball in den Lauf von Krengel. Sie setzte sich im Zweikampf durch, ging in den Strafraum und schloss flach ins lange Eck ab.
Straka hatte per Kopf in der Nachspielzeit sogar noch die Chance zum Sieg, doch Coldewey war auf dem Posten.
Trainer Sven Thoß zeigte sich nach dem Spiel mit der Moral seiner Elf zufrieden. Es sei klar gewesen, dass Neubrandenburg kein leichter Gegner ist. Der kampfstarken Truppe hätte zudem „die Führung in die Füße gespielt.“ Seine Mannschaft habe Probleme gehabt vom geübten Kurzpassspiel, was an diesem Tag und auf diesem Untergrund nicht klappten wollte, auf ein System mit weiten Flugbällen umzustellen. „Die Mannschaft hat aber gekämpft. Am Ende können wir mit dem Punkt leben.“
Neubrandenburg: Coldewey – Knoll, Oldendorf, Schumski, Zimsak – Anja Wagner, Schmidt (46. Schimpf), Schädlich (76. Ebert), Buck (76. Antje Wagner), Blehk, Zweigler
TeBe: Prusas – Koop, Krengel, Liepack, Wilder – Retkowski (65. Küpper), Özer, Brückner, Yaren – Sandmann, Straka
Tore: 1:0 (22.) Zweigler, 1:1 (84.) Krengel
Gelbe Karte: Schumski, Wagner – Koop