Aus der Traum. Mit 0:1 verlor TeBe das Paul-Rusch-Pokalfinale. Herzlichen Glückwunsch an die Reinickendorfer Füchse!
Angesichts meiner Emotionalisierung durch die Ereignisse weise ich darauf hin, dass der folgende Text Bericht und Kommentar in einem ist. Die wiedergegebene Meinung ist meine.
Aus ist das Finale um den Paul-Rusch-Pokal 2003. Zu Ende, aus und vorbei, aber dennoch bleiben viele Fragen offen. Als Sieger werden die Reinickendorfer Füchse in den DFB-Pokal einziehen. Dazu sei ihnen an dieser Stelle zu allererst aufrichtigst gratuliert.
Neben Ruhm und Ehre werden die Füchse die Summe von 30.000 Euro garantierter Einnahmen kassieren. Das ist für Oberligisten eine gewaltige Summe – zumal im Erfolgsfall oder bei einer günstigen Auslosung weitere Einnahmen winken. Man würde sich wünschen, auch von Seiten des Berliner Fußball Verbandes (BFV) würde ein solches Pokalfinale entsprechend ernst genommen.
Daran lässt sich zweifeln. Nicht nur die einigermaßen ungewöhnliche Anstoßzeit (werktags 18 Uhr) lässt solche Schlüsse zu. Mehr Grund zum Nachdenken bietet die Schiedsrichterleistung.
Der Spielverlauf sei kurz erzählt: TeBe war von Beginn an die tonangebende Mannschaft, vermochte es aber nicht, gegen die defensiv und auf Konter ausgerichteten Füchse zwingende Torchancen herauszuspielen. Als es zur Halbzeit noch torlos 0:0 stand, schwante bereits vielen Zuschauern, dass heute das erste Tor entscheiden würde. Es fiel für die Füchse. Ein abgefälschter Fernschuss von Jacobsen trudelte neben dem geschlagenen Thomas Joos ins TeBe-Tor. Das folgende Aufbäumen der Borussen führte zum verdienten Ausgleichstor, das jedoch vom Unparteiischen nicht anerkannt wurde. Weitere TeBe-Chancen folgten, aber auch ein Pfostentreffer der Reinickendorfer soll nicht unerwähnt bleiben.
Fußballspiele können so verlaufen, aber dieses Spiel wird einen faden Beigeschmack behalten, und zwar nicht nur für die Zuschauer, die dem Geschehen mit der lila-weißen Brille beiwohnten, sondern auch für neutrale Beobachter.
Schiedsrichter können unauffällig agieren, das sind in der Regel die besten. Schiedsrichter können unglücklich agieren, das ist in der Regel verzeihlich. Aber in manchen Spielen gibt es Schiedsrichter, die agieren auffällig – so auffällig, dass sie den Eindruck erwecken, nicht so unparteiisch zu sein, wie man es von ihnen erwarten sollte. Hier soll keine Polemik verbreitet werden, aber drei Szenen, die das Spielgeschehen heute mit entschieden, seien an dieser Stelle exemplarisch angesprochen: Erst wenige Minuten waren gespielt, als Mike Frank sich auf der linken Seite durchsetzte. Ein Füchse-Spieler grätschte ihm mit beiden gestreckten Beinen in den Lauf. Richtig ist: der Reinickendorfer traf weder den Ball, noch die Füße von Mike Frank. Dennoch ist dies eine dieser Szenen, in denen man Foul pfeifen muss, um die Gesundheit der Spieler zu schützen. Ja, Mike sprang über die gestreckten Beine, mit der Konsequenz, dass er den Ball nicht mehr erreichen konnte. Aber dann fiel er – das war sein Fehler. Gelbe Karte wegen Schwalbe! Am Ende wurde gelb-rot daraus. Die zweite (vertretbare) Verwarnung erhielt Mike wegen Ball-auf-den-Boden-Dreschens.
Zweite Szene: Erste Halbzeit: Ein Füchse-Spieler greift oder schlägt (Absicht will ich nicht einmal unterstellen) Christian Fährmann ins Gesicht. Der Schiedsrichter – ausnahmsweise sogar nahezu auf Ballhöhe – zeigt keine Reaktion. Auf seinen Linienrichter ist kein Verlass.
Dritte Szene: Das Tor für TeBe. Ein Freistoß segelt in den Strafraum, Radtke steigt zum Kopfball hoch und versenkt den Ball im Netz. Das Tor zählt nicht, stattdessen sieht Radtke gelb (wegen Meckerns?).
Richtig, auch die Nummer 9 der Füchse sah gelb-rot. Aber selbst hier musste der Schiedsrichter erst daran erinnert werden, dass er den Spieler bereits verwarnt hatte.
Szenen, die exemplarisch für 90 Minuten stehen, in denen ein überforderter Unparteiischer weder auf Ballhöhe, noch auf Höhe des Geschehens zu sein schien. Angesichts der Tatsache, dass dieses Pokalendspiel für Tennis Borussia von existentieller Bedeutung war, hätte man sich doch eine geschicktere Auswahl des Schiedsrichtergespanns von Seiten des BFV gewünscht.
Am Ende bleibt nur die Einsicht, dass es im Fußball nicht immer mit rechten Dingen zugehen muss. Auf dieser Ebene interessiert es ja auch (fast) keinen. So jedenfalls geht es mit dem Amateurfußball weiter den Bach runter.
Gedankt sei den Mannschaften, die sich bemühten, ein faires Spiel abzuliefern. Gewonnen hat das – wie auch immer – glücklichere oder geschicktere Team. Hoffen wir, dass es das Derby zwischen den beiden Teams auch im nächsten Jahr noch geben wird.