Süden schlägt Norden

Im Rahmen der Vorbereitung zur Rückrunde in der 2.Frauenfußball-Bundesliga kam es am Sonntag zum Duell der Spitzenreiter aus den beiden Staffeln. Dabei trafen die Veilchenladies im heimischen Mommsenstadion auf den Tabellenführer der Südstaffel, den USV Jena. Am Ende unterlag man den Gästen von der Saale mit 0:3 (0:1). Aufgrund einer besseren zweiten Hälfte war der Sieg Jenas verdient.

Wiedermal ging TeBe ersatzgeschwächt in die Partie. Neben den Langzeitverletzten Suzan Sharif und Daniela Retkowski fielen heute drei weitere Spielerinnen aus: Anissa Holzhaus weilte beruflich nochmals in Frankfurt, Ilka Heykes Comeback nach ihrem Kreuzbandriss musste wegen der fehlenden Spezialbandage verschoben werden und kurzfristig fiel auch noch Madleen Wilder mit Magen-Darm-Grippe aus. Somit musste Trainer Sven Thoß erneut experimentieren. Wie schon beim Test gegen den 1.FC Lübars besetzten Janine Köhler und Sabine Küpper die Außenpositionen in der Abwehrkette. Tamara Manthey, in dieser Saison bislang nur in der Verbandsliga aktiv, ging ins rechte Mittelfeld und Mannschaftsführerin Jessica Brückner kehrte nach überstandener Hüftprellung als hängende Spitze in die Startaufstellung zurück.
Das Spiel gegen den Tabellenführer der Südstaffel begann mit rund halbstündiger Verzögerung, da die Gäste leicht verspätet angereist waren. Die verlängerte Aufwärmzeit schien den Veilchen jedoch nicht zu schaden. Im Gegenteil, TeBe kam gut in die Partie und hatte die ersten Möglichkeiten. Bereits nach wenigen Sekunden gab Nadin Sandmann einen, noch unplazierten, Torschuss ab, der aus halblinker Position neben den von Jana Burmeister gehüteten Kasten ging. Die Keeperin musste erstmal nach einem Eckball in der vierten Minute eingreifen und einen Ball von Josefine Krengel parieren. Kurz darauf hatte TeBe die große Chance zur Führung. Brückner war steil geschickt worden und drang von halbrechts in den Strafraum ein. Frei vor Burmeister wollte sie auf die mitgelaufene Sturmspitze Chantal Hoppe ablegen, das Abspiel geriet jedoch einen Tick zu weit und Hoppe spitzelte die Hereingabe mit dem langen Bein am Tor vorbei.
Wie man es besser macht zeigte Jena mit ihrem ersten gefährlichen Angriff. Stürmerin Stephanie Milde wurde an der Strafraumkante bedient, Küpper hob außen das Abseits auf, Milde umkurvte Torhüterin Kerstin Prusas uns schob locker ein.
Schon in diesen Anfangsminuten zeigt sich die Probleme, die Trainer Thoß später für die Niederlage verantwortlich machen sollte: „Der Unterschied war heute einfach, dass wir vor dem gegnerischen Tor zu ungefährlich und in der Defensive zu unaufmerksam waren.“ Gerade der Versuch Jena wenig Platz zum kombinieren zu geben misslang oft. Angriff und Mittelfeld ließen sich vom USV hinten herauslocken und öffneten somit Räume vor der Abwehr.
In der Offensive setzten die Veilchen auf das gewohnte Dreiecksspiel, was angesichts der viele Umstellungen noch nicht recht in Schwung kam. Der Ausweg waren dann weite Bälle auf die einzige Spitze Hoppe. Engagiert und flinkt rannte sich der junge Neuzugang dort vorne die Hacken wund, ließ aber in den Zweikämpfen Körpereinsatz und Bissigkeit vermissen. In der zweiten Halbzeit waren zudem ihre Kräfte am Ende.
Noch vor der Pause kam TeBe zu einer kurzen Drangphase. Zwischen der 30. und 40. Minuten erspielten sich die Lila-Weißen mehrere Möglichkeiten. Zu erst bediente Inken Becher mit einem wunderbaren Pass durch die Schnittstelle der Abwehrreihe Sandmann auf Links, deren schwache Flanke aber nicht bei Brückner in der Mitte ankam. Krengel versuchte sich aus gut 28 Metern, traf aber nur auf das obere Tornetz und schoss kurze Zeit später nach einer Freistoßflanke Bechers vorbei.
Ebenso hatte aber auch Jena gute Offensivaktionen. Die beste davon nach 40 Minuten als abermals Milde frei vor Prusas war, die Keeperin den Ball aber noch berühren und letztendlich Köhler auf der Linie klären konnte.
Mit dem Stande von 0:1 ging es in die Pause in der USV-Trainerin Heidi Vater einen Torwartwechsel vornahm. Tessa Rinkes, die nun zwischen den Pfosten stand, sollte in der 2. Hälfte lange Zeit beschäftigungslos bleiben.
Nach Wiederanpfiff plätscherte das Spiel rund eine Viertelstunde vor sich hin, ohne das Strafraumszenen entstanden. Ab der 60. Minute ließen bei TeBe jedoch scheinbar die Kräfte nach. Jena war nun meist einen Tick schneller und lauffreudiger. Zudem offenbarte die Defensive der Borussinen Abstimmungsprobleme. Als sich Franziska Liepack und Prusas gegenseitig behindern hatte Sabrina Schmutzler die Chance, doch ihr Lupfer über die Torhüterin war zu kurz und wurde von Prusas abgefangen. Besser machte sie es 120 Sekunden später. Bei einem Vorstoß über Jenas linke Angriffsseite stand Köhler gegen zwei Gästespielerinnen. Schmutzler nahm den weiten Pass direkt und traf quer durch den Strafraum unhaltbar ins lange Eck.
Von TeBe kam offensiv nichts mehr. Einzig ein Flugball von Senem Özer auf die eingewechselte Denise Neubauer und deren Schuss aus spitzem Winkel gab es zu verzeichnen. Rinkes fing das Leder jedoch sicher. Ansonsten landeten die Pässe der Veilchenladies häufig beim Gegner. Der USV gelangte so immer wieder in Ballbesitz und konnte Überzahlsituationen herstellen. So auch beim 0:3 als plötzlich zwei Angreiferinnen alleine vor Prusas auftauchten. Ivonne Hartmann führte den Ball auf der rechten Seite, Schmutzler wartete in der Mitte. Eigentlich war diese Großchance schon vergeben, als das Abspiel Hartmanns auf Schmutzler am Fünfmeterraum in den sicheren Händen von Prusas schien. Doch abermals zeigte die routinierte Innenverteidigung ungewohnte Abstimmungsprobleme, denn Krengel spitzelte ihrer Keeperin den Ball vor der Nase weg. Sie wollte wohl zur Ecke klären, traf jedoch den Pfosten des eigenen Tores von wo das Leder erneut zu Hartmann sprang. Die Mannschaftsführerin hatte dann wenig Probleme den Ball über die liegende Prusas ins Netz zu hämmern.
Beinah sogar noch das 0:4, doch Scheitler traf nur den Innenpfosten. Zuvor hatte Jena sich abermals eine Überzahl vor dem TeBe-Strafraum erspielt.
Das die Veilchenladies am Ende ganz ohne eigenen Treffer dastanden, war allerdings auch ein bisschen Pech. Kerstin Straka, ebenfalls eingewechselt, nutzte einen Stellungsfehler von Saskia Schwarz, drehte sich geschickt um die Verteidigerin und schob den Ball an Torhüterin Rinkes vorbei aufs Tor. Leider landete das Leder nur am Außenpfosten.

Nach dem Spiel äußerte sich USV-Trainerin Vater überwiegend positiv: „Mit der 1. Halbzeit war ich nicht ganz zufrieden, besonders mit der Laufarbeit. In der 2. Halbzeit haben wir das besser umgesetzt. Für den Stand der Vorbereitung und diese Gegner war die Leistung ok – wir haben ja heute nicht gegen irgendjemand gespielt.“
„Naja,“ bemerkte TeBe-Trainer Thoß, „heute waren wir nur irgendjemand.“ Den Spielerinnen aus dem Verbandsliga-Kader, die abermals ausgeholfen hatten, wollte er zwar keinen Vorwurf machen, doch zeigte sich Thoß verwundert über den Leistungseinbruch nach einer Stunde. „Insgesamt wirkten die Spielerinnen heute müde – ich frage mich wovon?“ An der zusätzlichen Trainingseinheit pro Woche könne es jedenfalls nicht liegen.
Trotz der Kritik war natürlich allen Beteiligten bewusst, dass das heutige Spiel nur ein Zwischenschritt in der Vorbereitung gewesen ist. Allerdings zeigt es auch, dass die Mannschaft noch großes Verbesserungspotential hat. In der derzeitigen Formation und mit der derzeitigen Leistung stellen die Veilchenladies jedenfalls kein Spitzenteam in der 2. Bundesliga dar.

TeBe: Prusas – Köhler, Liepack, Krengel, Küpper – Manthey, Becher, Özer, Sandmann – Brückner (65. Straka) – Hoppe (57. Neubauer)
Jena: Burmeister (46. Rinkes) – J. Arnold, Groll, Schwarz, Krämer (61. Kopplin) – Scheitler, Feulner (23. Schmutzler), Pompl, S. Arnold (61. Schlarp) – Hartmann, Milde
Tore: 0:1 Milder (16.), 0:2 Schmutzler (66.), 0:3 Hartmann (73.)
Schiedsrichter: Björn Lahn (SG Borsigwalde)
Zuschauer: 50