Wer das kleine Einmaleins des TeBe-Kosmos beherrscht und darüber hinaus die traditionstheoretischen Schriften Hans Kammerlanders studiert hat, dem sollte bekannt sein: Für den Prozess der Traditionserlangung eines Dings ist es zwingend notwendig, dass besagtes Ding zunächst eine Weile da ist, dann weg, und später wieder da. Noch vorteilhafter ist es freilich, wenn jenes Ding gleich mehrfach weg und anschließend wieder da war.
Dies gilt im speziellen, keineswegs jedoch ausschließlich, für Pferde. Denn auch Würstchen, Gurken, Busse, Hotels oder Toilettenpapier können bekanntermaßen Tradition haben, selbst Fußballvereine oder deren Torhymnen. Und das Allerkurioseste: Sogar Torhymnen von Plastikvereinen, und um einen solchen handelt es sich bei Tennis Borussia ja zweifelsfrei, können Tradition erlangen.
Bekanntermaßen erhielt das „Spitze“-Torjingle von Tennis Borussia, optisch untermalt durch das hüpfende Hänschen und seit Jahren geliebtes Ritual der TeBe-Anhängerschaft, einen ersten Traditionsschub, als es 2010 per Vorstandsdekret abgeschafft und kurz darauf reaktiviert wurde. Hinsichtlich des Traditionsaspekts ist es unter Fachleuten allerdings umstritten, ob der kurze Zeitraum der Absenz bereits ausreichend war, um das Präfix des schönen Wortes „Traditionstoreinspieler“ zu rechtfertigen.
So gesehen war es eine glückliche Fügung des Schicksals, dass sich Anzeigetafel während der arktischen Winterpause 2012/13 komplett verabschiedete und auch im Frühling keine Anstalten machte, wieder aufzuerstehen. Die betreuende Firma machte einen Kostenvoranschlag über eine sechsstellige Summe für die Reparatur der maroden Steinzeittafel, die natürlich niemand zu bezahlen in der Lage war, und so schien es sich ein für allemal mit dem hüpfenden Hänschen im Mommse erledigt zu haben. Doch pünktlich nach dem letzten Spieltag begannen einzelne Dioden wieder zu flackern. Und kurz darauf, zu einem Spiel der „Berlin Rebels“ hatte sich die Tafel dann wieder weitestgehend regeneriert. Nur bewegte Bilder, so lautete die Auskunft der Wartungsfirma, würde die Tafel nicht mehr liefern. Also auch kein Hänschen.
Da jedoch Sommerpause ist, und das der Zeitraum des Jahres ist, zu dem sich fußballaffine Menschen traditionell zu Tode langweilen, fanden zwecks Überbrückung dieser Langeweile einige nächtliche „Spitze“-Testläufe im Mommsenstadion statt. Unter den den gestrengen Augen des Expertenrats der Manfred-Pawlak-Universität sowie des (Anti)deutschen Instituts für Traditionsforschung ereignete sich ein kleines Wunder, denn eines Abends gelang es schließlich, das Hänschen in voller Sprungkraft auf der Anzeigetafel zu reanimieren. TeBe-Tore dürfen somit zukünftig wieder zelebriert werden, wie das im Mommse seit vielen Jahren – wir kommen um das Wort nicht herum – Tradition hat. Auch die Prüfkommission des Instituts für Traditionsforschung bestätigte, dass nunmehr alle Bedingungen erfüllt seien, um das Zertifikat „Traditions-Toreinspieler“ zu verleihen.
Prophylaktisch allerdings sei darauf hingewiesen, dass sowohl optische als auch akustische Aussetzer der Stadiontechnik im Mommse ebenfalls eine lange Tradition besitzen und uns wohl auch zukünftig begleiten werden. Das Funktionsteam bittet bereits vorab um Verständnis hierfür und verbittet sich darüber hinaus jegliche despektierlichen Gesänge aus Block E, falls Anlage oder Stadionsprecher mal wieder schweigen bzw. die Tafel vorübergehend dunkel bleibt. (Zugegeben eine zwecklose Bitte, denn wie wir spätestens seit Gatow wissen, sind das Anarchisten, und die lassen sich nichts sagen.) Fakt ist jedenfalls: Hans Rosenthal is back, und somit freuen wir uns noch ein wenig mehr auf die neue Saison als das ohnehin schon der Fall ist. Hänschen, hüpf, und das möglichst häufig!
P.S. In einem vergleichsweise frühen traditionsevolutionären Stadium befindet sich hingegen das „Journal“ dieser Seite. Seine einzige Chance, Tradition zu erlangen, besteht somit darin, einfach mal zwei, drei Saisons weg und danach vielleicht wieder da zu sein, so dass hier also, wie bereits seit längerem angekündigt, ab sofort und bis auf Weiteres Pause ist. Wir bedanken uns bei allen Lesern und wünschen auch ohne journal-istische Begleitung eine tolle lilaweiße Saison 2013/14!