Last-Minute Sieg an der Förde

Kiel ist keine Reise wert. Das Sonntägliche Leben spielt sich im McDonalds am kleinen Hauptbahnhof ab, trotz Hafen gibt es nirgends Fischbrötchen und einen Fußballplatz haben sie auch nicht. So fand das Spiel der 2.Frauen-Bundesliga zwischen Holstein Kiel und Tennis Borussia auf einem mit „Waldwiese“ sehr beschönigend genannten Terrain statt. Acker oder Morast wär eine passendere Bezeichnung. Nach dem neunzigminütigem Remake der Wasserschlacht von Frankfurt ’74 siegte TeBe, in einem Spiel was vorallem von der Spannung lebte, mit 1:0.

Wie ein roter Pfaden zieht sich die Verletzungsmisere durch die Saison der Veilchenladies. Mit Senem Özer, Yvonne Schilling, Jana Teodoridis, Maja Madarevic und Franziska Kelm fehlten wichtige Kräfte. Neben Madlen Kampe und Sabine Küpper saß nur noch die angeschlagende Suzan Sharif auf der Einwechselbank. Somit rückte Jessica Brückner wieder rechts in die Viererkette und Katrin Prühs spielte im zentralen Mittelfeld.
Doch auf diesem grauenhaften Boden kam der technisch starke Stil von TeBe nicht zum Tragen. Kaum noch ein Grashalm fand sich auf dem Platz. Der Untergrund war glipschig und tief, ab der 20. Minute regnete es auch noch Hunde und Katzen. Mit Kurzpässe und schnellem Flügelspiel war hier nichts zu machen. Hoch und weit war die Devise. Freunde des klassischen englischen Kick-and-Rush hätten ihre Freude gehabt.
Zwar hatte TeBe von Beginn an mehr Ballbesitz, doch schafften sie es kaum einen gefährlichen Angriff zu inszenieren. Mit Kerstin Straka stand zwar eine Anspielstation für hohe Bälle zur Verfügung, doch erreichen sie die Flanken nur selten. Zudem hatte die große Stürmerin deutliche Probleme mit der Standfestigkeit. Auch Denise Neubauer konnte in dem tiefen Matsch weder Schnelligkeit noch technischen Können ausspielen.
So kam Holstein nach etwas mehr als einer Viertelstunde zur ersten Chance des Spiels. Der Kopfball nach Eckstoß ging am Kasten von Kerstin Prusas vorbei. TeBe hingegen zeigte in der ersten Hälfte keinen wirklich gefährlichen Torschuß. Einzig ein Freistoß von Prühs aus gut 30 Metern bereitete der Kieler Torfrau etwas Mühe. Da aber auch Holstein nichts weiter zu Stande brachte ging es mit 0:0 in die Kabine.
Nach Wiederanpfiff nahm die optischen Überlegenheit von TeBe weiter zu. Nur sechzig Sekunden waren gespielt, als Neubauer die erste richtig gute Möglichkeit des Spiels besaß. Madleen Wilder hatte sich im direkten Zweikampf auf der linken Außenbahn durchgesetzt und flach auf den ersten Pfosten gepasst. Dort verpasste Straka den Ball. Neubauer traf ihn zwar, doch blieb der Schuß im Matsch hängen und die Torhüterin konnte die Kugel aufnehmen.
Mit zunehmender Spieldauer entwickelten die Veilchen immer mehr Druck auf das Kieler Tor. Besonders durch hoch herreingeschlagene Freistöße entstand Unordnung in der Defensive der Gastgeberinnen. Auch nach Eckbällen sorgten die Borussinen für Gefahr – Prühs verzog in der 68. Minuten nach Flanke von Yaren.
Kiel, nominell mit 2 Stürmerinnen angetreten, stand nur noch hinten drin und drosch den Ball möglichst weit raus. So entstanden auch zwei Kontermöglichkeiten nach 75 bzw. 77 Minuten, doch die Gastgeberinnen konnten diese nicht nutzen. Ihnen fehlte nun, wie auch den Borussinen, auf dem schweren Geläuf zusehens die Kraft. Nach dem Sprint über den halben Platz brachte die Holsteinerinnen keinen vernünftigen Abschluß zu stande.
Kiel wäre über ein Unentschieden sicher erfreut gewesen, für TeBe war dies zuwenig. Mit zwei frischen Spielerinnen warfen sie in der Schlußphase nochmal alles nach vorne. Doch der Ball wollte und wollte nicht ins Tor gehen. Straka verfehlte nach einem Yaren-Freistoß, Yaren selbst aus spitzem Winkel.
In der Nachspielzeit dann ein weiterer der vielen Freistöße für TeBe. Josefine Krengel schlug die Kugel von der Mittellinie auf den linken Flügel zu Yaren. Die schickte Wilder die Linie runter, wo die Verteidigerin von der Eckfahne hoch in den Strafraum flankte. Eigentlich war der Ball zu nah ans Tor gezogen, doch die Kieler Torfrau ließ den Ball durch die Hände gleiten und – so wie ich es gesehen habe – war es Prühs die abstaubte. 1:0. Oh wie wichtig! Oh wie schön!
Kurz danach war Schluß und Jubel bei TeBe über den schwer erarbeiteten Dreier.
Damit ist alles bereitet für das Spitzenspiel am nächsten Sonntag (11 Uhr, Mommsenstadion) gegen Tabellenfüher Wattenscheid 09. Mit einem Sieg können unsere Mädels auf einen Zähler herranrücken und noch ein gewaltiges Wort um den Aufstieg mitreden. Ich sag mal: Pflichttermin – zum Spiel der Oberligamannschaft schafft man es danach auch noch.

TeBe spielte mit: Prusas – Brückner, Krengel, Liepack, Wilder – Schulz, Prühs, Heyke (87. Kampe), Yaren – Neubauer (82. Küpper), Straka
Tor: 1:0 Prühs (90.)