Ein moralischer Sieg

Es gibt solch Spiele, da steht es am Ende Unentschieden und trotzdem fühlt es sich fast wie ein Sieg an. Ähnlich muß es den Spielerinnen unserer Frauenmannschaft heute beim Auftritt in Wattenscheid gegangen sein. In einer von beiden Teams ansehnlich geführten Partie stand es nach neunzig Minuten 3:2 für die Gastgeber, doch Schluß ist erst wenn die Schiedsrichterin abpfeift.

Der Reihe nach: Nach einer Viertelstunde geht TeBe durch einen Treffer von Jessica Brückner mit 1:0 in Führung. Nicky Banecki hatte sich über links durchgesetzt, ließ im Strafraum noch eine Gegenspielerin aussteigen und schob klug zur in der Mitte freistehenden Brückner. Diese konnte ungehindert vollenden.

Doch quasi im direkten Gegenzug gelingt den Wattenscheiderinnen der Ausgleich. Eine Flanke von der rechten Seite segelt an die gegenüberliegende Ecke des Fünfmeterraums und Wattenscheids Jennifer Ninaus gewinnt das Luftduell.

TeBe hätte sogar wieder in Führung gehen können, eigentlich müssen, doch das Schiedsrichtergespann sah den Lattenkopfball von Jessica Brückner nicht hinter der Linie. Es war von der Tribüne nicht leicht zu erkennen, doch so wie der Ball von der Latte ab- und auf dem Boden aufsprang, meine ich einen regulären Treffer gesehen zu haben.

Nicht minder kurios eine Szene um die dreißigste Minute: Bei einem Angriff von Wattenscheid wird auf Abseits entschieden. Jedoch bekommt Michaela ´Murkel´ Schulz die Gelbe Karte gezeigt. Wohl wegen Meckerns. Der von ihr ausgeführte Freistoß wird von der Schiedsrichterin zurückgepfiffen, da sie noch nicht mit dem Notieren der Verwarnung fertig war. Zur Überraschung entscheidte sie jedoch nicht auf Wiederholung sondern auf indirekten Freistoß für Wattenscheid – etwa 14 Meter vor dem Berliner Tor. Gefährlich geschossen verfehlt der Ball das Gehäuse nur knapp. Allerdings ist die Szene noch immer nicht zur Zufriedenheit der Unparteiischen abgeschlossen. Sie läßt den Freistoß wiederholen, und gibt Franziska Lipack aufgrund vorzeigten Lösens aus der Mauer Gelb. Der daraufhin mittlerweile dritte Freistoß nach der Abseitsentscheidung klatscht über die Mauer gezwirbelt an die Latte und kann anschließend von der Borussenabwehr entschärft werden.

Waren die Gastgeberinnen mit diesem Versuch noch gescheitert, so machten sie es kurze Zeit später besser. Murkel Schulz tritt über einen lang geschlagenen Ball und Ex-Borussin Jennifer Manzer kann allein aufs Tor zulaufen, Kerstin Prusas im Tor umspielen und zur Führung für Wattenscheid einschieben.

Glücklicherweise und zur Freude der Berlinerinnen gelingt TeBe noch vor der Pause der Ausgleich. Erneut Jessica Brückner trifft mit einem wuchtigen Schuß aus der Drehung. Mit dem 2:2 geht es in die Halbzeit.

Nach rund einer Stunde die erneute Führung für Wattenscheid. Die Abseitsfalle der Borussinen schlägt fehl und abermals steht Jennifer Manzer allein vor der Torhüterin.

In der Folgezeit kommen beide Mannschaften immer wieder zu guten Möglichkeiten. Auf Seiten TeBes u.a. Sylvie Banecki per Kopfball und mit einem 25m-Lattenhammer, oder Christine Schohknecht mit einem Freistoß ans Außennetz.

Doch bis zur neunzigsten Minute kann Wattenscheid weder die Führung ausbauen, noch TeBe zum Unentschieden treffen. Die Borussinen wirken zudem mit den Kräften am Ende. In der letzten Minute der Nachspielzeit rappeln sich die Berlinerinnen allerdings nochmals zum letzten Angriff auf – mit Erfolg. Joker Kerstin Straka kann eine Flanke von der rechten Seite im Fallen über die Linie drücken. Danach herrschte großer Jubel auf Seiten der Gäste.

Für TeBe ist diesese absolut gerechtfertigte Unentschieden hoffentlich ein Wendepunkt hin zu einer erfolgreichen Saison. Die Mannschaft hat Moral bewiesen, über lange Strecken des Spiels guten bis sehr guten Fußball geboten und bis zum Ende gekämpft. Mit solch einer Leistung sollten auch bald Siege möglich sein.

Die Statistik zum Spiel gibt es beim DFB. Fotos vom Spiel in der nächsten Zeit bei TeBe-NRW.