Eichkampboys 0:2 – Eichkampgirls 2:0!

Ok, sie waren Favoriten, die Bowlingkugeln. Nicht von ungefähr wurden sie vor Saisonbeginn von den Experten zu einem der Teams gezählt, die um den Staffelsieg mitreden würden. Da sie sich trotz zuletzt ansteigender Formkurve eher unerwartet in der Tabelle immer noch halbwegs in Sichtweite zu uns befinden, wir nach dem ungewohnt glanzvollen 3-1 vs. Malchow alle schon wieder ein bisschen übermütig wurden und ein Sieg auf der Bowlingbahn aus Fansicht natürlich schon einen höheren Stellenwert hat als einer in Lichterfelde oder Reinickendorf, kalkulierten/hofften nicht wenige von uns darauf, zumindest einen Punkt mitnehmen zu können.

Daraus wurde leider nix, aber ein wirklicher Grund sich zu grämen war das nicht, denn insgesamt bestätigte die Truppe die Aufwärtstendenz der vergangenen Wochen und zeigte sich über weite Strecken als gleichwertiger Gegner der stromerzeugenden Rasenballsportler. Leider bisweilen wieder mit einigen Schwächen in der Defensive – eine davon, ausgerechnet durch Routinier Kalkan, ermöglichte Steiners Lupfer zum Führungstreffer kurz vor der Halbzeitpause. In der Vorwärtsbewegung wusste man durchaus zu gefallen, blieb aber schlussendlich etwas verspielt und umständlich und im Abschluss zu zahnlos, zudem hatte man es mit einem gut aufgelegten Daniel Rothe im Tor der Bowlingkugeln zu tun. Als Steiner relativ früh in der zweiten Halbzeit aus mehr als 25 Metern passgenau und unhaltbar für Filatow auf 2:0 erhöhte, war ziemlich spürbar, dass das Ding gelaufen sein würde. Der lilaweiße Anhang nahm es gelassen und hatte weiterhin Spaß – wechselweise am Support der eigenen Truppe oder dem Aufgreifen diverser Skurrilitäten, an denen im Sportforum nie Mangel herrscht.

Dass die Gastgeber in dieser Saison zwar mit keinem Luxus- aber dennoch einem deutlich höheren Etat agieren als wir, drückt sich auch in der Tatsache aus, dass Borussen aus ambitionierteren Zeiten mittlerweile bei den Bowlingkugeln in Lohn und Brot stehen, so beispielsweise Norbert Lemcke oder mit Jechow und Neubert auch zwei der Regionalligahelden der letzten Saison. Wie es im Fußball so ist, mussten auch die beiden kürzlich noch Gefeierten die eine oder andere kleinere Gehässigkeit über sich ergehen lassen, aber speziell Neubert, der sich vor dem Gästeblock warmmachte, wurde hauptsächlich mit Gesängen wie „Bei uns wärst du Stammspieler!“ (später „…vielleicht sogar Spielführer!“ bis hin zu „…vielleicht sogar Millionär!“) verklickert, dass er die Chance vertan hat, am Eichkamp reich und berühmt zu werden – trotz aller traumatischen Erfahrungen während der Weinkauf-Ära. So arbeitete man sich gesanglich an den diversesten Themen ab (O-Ton BFC-Ordner: „Im Scheiße quatschen macht euch aber keener wat vor!“), und selbst dem guten Majo (für weniger Eingeweihte: Das ist jemand, der zunächst den BFC und dann TeBe zu ungeahnten Erfolgen führte) kam die Ehre zuteil, an seiner alten Wirkunsstätte besungen zu werden.

Keine Frage, ein anderer Spielverlauf hätte den Party-Faktor des Nachmittages natürlich deutlich erhöht, aber insgesamt ist quer durch die Fanszene mittlerweile ein gewisses Grundvertrauen in die Tatsache spürbar, dass diese Truppe ihre Punkte noch holen wird, weil sich Spielkultur und gewisse Automatismen von Spiel zu Spiel vervollkommnen und sich die Spieler entsprechend sichtlich mehr zutrauen als dies noch kürzlich der Fall war. Das ist der entscheidende Unterschied zur Situation nach Klatschen, wie sie in Torgelow oder Rostock eingesteckt werden mussten.

Vorübergehend verdorben wurde die gute Laune am Ende dann durch massiv unfähiges Verhalten der Einsatzkräfte, die durch eine, nunja, nur schwer nachvollziehbare Prioritätensetzung für ein eigentlich nicht vorgesehenes Aufeinandertreffen beider Fanlager vor dem Gästeblock und am Weißenseer Weg sorgte. Als  dort eine etwas größere Gruppe Bowlingkugeln den Versuch einer vermutlich nur bedingt zärtlichen körperlichen Kontaktaufnahme mit den Gästen startete, war für einen kurzen Augenblick nicht genau abschätzbar, inwieweit die zuvor nicht unbedingt souverän agierenden Grünweißen die Lage unter Kontrolle haben würden. Schlussendlich verlief dann aber alles reibungslos und es wurde noch ein feuchtfröhlicher Abend in SO36, der für so manchen erst am Sonntagmorgen endete.


In deutlich dreistelliger Zahl in Hohenschönhausen, zu optimistisch geschätzten sechsen bei unseren Frauen im Mommse, aber dafür mit Dach. Blöderweise hatte die Kamera die falsche Spielfeldhälfte im Visier, aber zumindest am Jubel und glücklichen Gesichtern nach Abpfiff darf man sich erfreuen. Und überhaupt, wer Tore sehen will, der soll vorbeikommen! Lohnt sich…

Aber dieses Versacken ist vermutlich dann doch nicht der Grund dafür, dass unsere Frauen im heutigen Schicksalsspiel gegen den BV Cloppenburg zahlenmäßig keine große Unterstützung erhielten. Ohne irgendjemanden zum Nonstop-Support sämtlicher lilaweißer Teams verdonnern zu wollen – es ist dennoch schade, dass diese Truppe nicht ein paar mehr Leute hinter dem Ofen hervorlockt, denn verdient hätte sie es spätestens seit ihrem bravourösen Kampf gegen Gütersloh, der so unglücklich mit dem spielentscheidenden Gegentreffer in der 90. Minute endete. Davon, dass dieser Genickschlag einen moralischen Knacks hinterlassen hatte, war heute nichts mehr zu spüren – die Truppe riss erneut durch ihre enorme Willensstärke mit, welche viele der nach wie vor sichtbaren (aber ebenfalls geringer gewordenen) individuellen und gruppentaktischen Defizite wettmachte.

Zunächst tief stehend und eher verhaltenem Offensivspiel kaufte sie den körperlich überlegenen Münsterländerinnen mit zunehmender Spieldauer immer mehr den Schneid ab. Nach einem aberkannten Treffer und 80 Minuten vergeblichen Anrennens stand schon zu befürchten, dass es bei einer Punktteilung bleiben würde, aber da auch Cloppenburg kurz vor Ende eine Defensivspielerin opferte und die Entscheidung suchte, entwickelte sich eine heiße Schlussphase, in der sich TeBe durch die Treffer von Heß und Lindner verdient durchsetzte – umjubelt vom winzig kleinen, aber dennoch enthusiastischen Tribünen-Mob. Die Truppe hat in den vergangenen beiden Begegnungen einen enormen Schritt nach vorne gemacht – da geht noch was in Richtung Klassenerhalt. Weiter so!