Derbysieger!

Mit einem Last-minute-Sieg über den Ligakonkurrenten 1.FC Union haben die Damen von Tennis Borussia das Achtelfinale im DFB-Pokal erreicht. Beim 2:1 (0:1) erzielten Aylin Yaren und Jessica Brückner die Tore für die Veilchenladies. Für Union traf Nicole Hansen.

Für ein bisschen Aufruhe im sonst eher beschaulichen Berliner Frauenfußball hatte die Begegnung schon nach der Auslosung im September gesorgt. Just wurde von Fans der Köpenicker der Kampf um die Nummer 1 in der Stadt ausgerufen. Von 200 Gästefans, später sogar von 500, war die Rede. Letztendlich kamen dann nur handgezählte 67 Unioner ins ferne Charlottenburg gepilgert. Damit stellten Sie rund ein Viertel der anwesenden 330 Zuschauer.
Zum Sportlichen:
Schon in den ersten Minuten erspielten sich die Veilchenladies ein optisches Plus. Der Ball lief meist sicher durch die eigenen Reihen. Union sah sich schnell in die Defensive gedrängt. Allerdings schafften es die Gäste spätestens am Strafraum den Abschluss oder die Flanke zu verhindern. Kam doch mal eine Hereingabe vor das Tor gesegelt, so flog sie meist über die Anspielstation Kerstin Straka hinweg.
Dementsprechend wurde der erste gefährliche Torschuss des Spiels aus der Distanz abgegeben. Aylin Yaren zielte aus gut 25 Metern etwas zu hoch und Ex-Borussin Cindy Weise im Tor von Union musste nicht eingreifen.
Brenzliger war es kurz darauf als Nadin Sandmann erstmals von der rechten Außenbahn nach innen zog um dort den Steilpass von Jessica Brückner durch die Gasse aufzunehmen. Ihr Versuch aus spitzem Winkel landete immerhin am Außennetz.
Vielmehr Möglichkeiten konnte TeBe sich in den ersten 15 Minuten jedoch nicht erspielen, ließ aber die Gäste ebenfalls nicht zur Entfaltung kommen. Dafür war gleich die erste Torchancen für Union ein „Riese“: Cordula Busack war aus ihrem Kasten geeilt um vor Bianca Josiwak zu klären. Die Angreiferin erreichte den Ball jedoch zu erst, umkurvte Busack und flankte in die Mitte. Gleich mehrere Spielerinnen der Gäste bekamen die Kugel jedoch nicht unter Kontrolle. Letztlich war es Dana Hillmanns Fuß von dem der Ball am leeren Tor vorbei ins Aus sprang.
Kurz darauf dann sogar die Führung für die „Eisernen“ aus Köpenick. TeBe hatte in der Vorwärtsbewegung den Ballbesitz im Mittelfeld verloren. Über zwei Stationen gelangte das Leder zu Nicole Hansen, welche aus 14 Metern unhaltbar für Busack einnetzt.
Mit dem Treffer kam Union besser in die Partie. Den Borussinen gelang es nicht mehr den nötigen Druck zu erzeugen. Zudem ließ man den Gästen zuviel Platz, wie Trainer Sven Thoß nach dem Spiel feststellte: „Wir kannten die Schlüsselspielerinnen von Union, haben es aber in der ersten Halbzeit versäumt diese auch in die Zweikämpfe zu drängen.“ Dennoch sorgten weiterhin vornehmlich die Veilchenladies für die Torraumszenen im Spiel. Michaela Schulz, die im ersten Durchgang unauffällig agierte, verfehlte nach Ablage von Straka den kurzen Pfosten. Ein Freistoß von halblinks durch Yaren hatte Weise erst in Zusammenarbeit mit der Latte sicher. Wiederrum Yaren, die sich nach verschlafenem Beginn leicht steigerte, jagte nach einer kurzen Ecke von Brückner den Ball Richtung Winkel, wo Anna-Luise Mewes in höchster Not per Kopf retten musste.
Rein von der Chancenanzahl wäre der Ausgleich also verdient gewesen. Die große Möglichkeit dazu bot sich in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Brückner war von Andriana Braumann im Strafraum gelegt worden und Schiedsrichterin Julia Heuschkel entschied nach Blickkontakt mit ihrem Assistenten auf Strafstoß. Schulz trat an, schoss hart aber nicht platziert, und Weise konnte den Ball zur Ecke abwehren. Bei diesem Eckstoß dann gleich der nächste Aufreger, als Weise eine Kopfball von Straka nicht festhalten kann und Josefine Krengel, vom Gegner arg bedrängt, ebenfalls per Kopf den Pfosten trifft. Mit viel Dusel hielt Union auch in dieser Szene den Kasten sauber.
Somit ging es beim Stande vom 0:1 in die Kabinen, wo laut Trainer Thoß bei den Veilchen Tacheles geredet wurde. Ob es an den klaren Worten in der Halbzeit gelegen hatte weiß man nicht – jedenfalls lieferte TeBe in der zweiten Hälfte eine deutliche Steigerung ab. Noch stärker als vor der Pause drängte sie auf das Tor der Gäste. Straka verfehlte nach 52 Minuten im Anschluss an eine Freistoßflanke Brückners volley den Kasten.
Union kam in der gesamten restlichen Spielzeit nur noch zweimal vor das gegnerische Tor, in beiden Situationen aus Standards. Meist waren die Roten damit beschäftigt irgendwie die Lila-Weißen vom eigenen Tor fernzuhalten. Dies klappte mit zunehmender Spieldauer allerdings immer weniger. Wohl auch durch die Umstellung in der Defensive der Borussen bedingt – Krengel rückte aus der Innenverteidigung zu Nadin Sandmann auf die rechte Seite – spielte sich das Geschehen auf dem Platz meist rund um den Strafraum der Gäste ab. Den Strafraum selbst hielt Union jedoch lange Zeit frei von Angriffen.
Quasi mit dem ersten Eindringen in den Sechszehner nach einer Viertelstunde Abstinenz gelang TeBe der Ausgleich. Brückner hatte sich wunderschön über außen durchgesetzt und war von ihrer Gegenspielerin weder mit dem Bein noch mit dem Arm zu halten. Ihr Pass an den kurzen Pfosten wurde von Straka gedankenschnell per Sohle zu Yaren verlängert, die aus wenigen Metern den Ball in die Maschen jagte. Großer Jubel über den verdienten Ausgleich.
Die Veilchenladies ruhte sich nicht auf dem Remis aus, sondern marschierten weiter munter Richtung Offensive. Der Wille zur Entscheidung ohne Verlängerung war ihnen deutlich anzumerken. Krengel besaß die nächste „Hundertprozentige“ vier Minuten nach dem Ausgleich, zögerte allerdings frei vor Weise zu lange mit dem Abschluss und wurde noch geradeso zur Ecke geblockt.
Als auf den Rängen die ersten Zuschauer auf ihr Uhr schauten und überlegte, ob sie angesichts der drohenden Verlängerung eventuell die Verabredung zu Kaffee und Kuchen verschieben sollten, fiel die Entscheidung. Straka hatte den Ball an der Strafraumgrenze erhalten und stand zusammen mit Schulz und Brückner nur noch einer Verteidigerin gegenüber. Sie schob den Ball nach links zu Schulz, diese dann frei vor Weise wiederum in die Mitte zu Brückner, welche unbedrängt ins leere Tor treffen konnte.
In der Nachspielzeit hätte Sandmann noch erhöhen können, Weise konnte jedoch abwehren.
Nach dem Spiel saß der Frust bei den Gästen verständlicherweise tief. Man fühlte sich von TeBe, den Schiedsrichtern und sowieso von allen betrogen. „Das Schiedsrichtegespann war heute nicht das Beste,“ so Union-Trainer Marcel Holz in der Pressekonferenz. „Erkaufter Sieg“ und „TeBe-Schiedsrichter“ hörte man es von einigen Köpenickern murmeln. Grund des Missmuts: Bei Siegtreffer soll Schulz im Abseits gestanden haben. Eine falsche Beobachtung, wie die Fernsehbilder des rbb am Abend klar zeigten.
Trotz der Vorwürfe attestetierte Holz ein gutes Frauenfußballspiel gesehen zu haben: „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat in der ersten Halbzeit technisch diszipliniert gespielt und später auch gekämpft.“ TeBe habe heute einfach Glück gehabt. Dies sah TeBe-Coach Thoß anders: „Glück muss man sich auch verdienen. Das haben wir in der zweiten Halbzeit gemacht. Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft für das tolle Spiel nach der Pause. Aufgrund des Kampfes um den Ausgleich war das ein absolut verdienter Sieg.“ Dafür gab er seiner Elf am Montag trainingsfrei.
Nun gilt es für beide Teams die Konzentration wieder auf die 2. Bundesliga zu lenken. TeBe reist dort am nächsten Wochenende zur kampfstarken Truppe von Holstein Kiel, Union trifft im Heimspiel auf den HSV II. Schon in 14 Tagen stehen sich beide Teams wieder an gleicher Stelle im Ligabetrieb gegenüber.
Für TeBe geht es am 25. November mit dem Achtelfinale des DFB-Pokals weiter. Die Auslosung dazu erfolgt am kommenden Montag, 13 Uhr in Frankfurt/Main.

TeBe: Busack – Retkowski (69. Koop), Krengel, Liepack, Wilder – Sandmann, Brückner, Özer, Yaren – Schulz, Straka
Union: Weise – Kockat, Braumann, Mewes, Jankowski – Thoms, Wierth, Dommenz, Hillmanns (45. Hoppe, 84. Hupfer) – Joswiak, Hansen
Tore: 0:1 (18.) Hansen, 1:1 Yaren (69.), 2:1 Brückner (90.)
Gelbe Karten: Wilder (M), Liepack (M), Krengel (F) – Wierth (F), Mewes (M), Hoppe (U)