Derbyniederlage – Eklat um Yaren

So deutlich wie es das Ergebnis vermuten läßt war TeBe der zweiten Mannschaft von Turbine Potsdam am gestrigen Sonntag gar nicht unterlegen. Das 0:3 (0:0) täuscht darüber hinweg, dass die Veilchenladies besonders in der ersten Halbzeit durchaus das bessere Team waren. Allein die mangelhafte Chancenverwertung bewahrte das torlose Remis zur Pause. Als Mitte der zweiten Hälfte die Kräfte schwanden kam Turbine besser ins Spiel und nutzte im Gegensatz zu TeBe seine Chancen. Potsdam verdrängt somit die Borussinen vom dritten Tabellenplatz.

Mit einer gegenüber dem letzten Wochenende umgekrempelten Mannschaft gingen die Veilchen in die Partie gegen den direkten Tabellennachbarn. Suzan Sharif nahm auf der Bank Platz. Für sie rückte Senem Özer in die Abwehrreihe. Im Angriff durften wieder Kerstin Straka und Denise Neubauer von Beginn ran, während Katrin Prühs und Michaela Schulz, die noch gegen Gütersloh den Sturm bildeten, im Mittelfeld aufliefen.
Auf der Bank saß neben Sharif und Sabine Küpper auch Maja Madarevic. Letztere kann aufgrund ihrer Ausbildung seit vier Monaten nicht mehr am Training teilnehmen und sprang nur ein, da zwei Spielerinnen kurzfristig absagten. So wollte unter anderem Jennifer Höft aus der Verbandsliga-Elf die Chance auf einen Einsatz in der 2. Bundesliga nicht wahrnehmen. Für einen größeren Eklat sorgte jedoch das Fehlen von Aylin Yaren. Aufgrund einer Verletzung hätte sie höchstwahrscheinlich nicht auflaufen können. Doch anstatt ihre Mitspielerinnen beim Heimspiel zu unterstützten weilte sie lieber zu Verhandlungen bei der Bundesligapartie von Turbine Potsdam. Trainer Sven Thoß suspendierte Yaren umgehend.
Trotz dieser unruhigen Begleiterscheinungen starteten die Veilchen mit viel Engagement in das Derby. Nicht mal 60 Sekunden waren auf der Spieluhr verstrichen als Jessica Brückner den Ball nach einer Flanke von Jana Theodorids über das Gebälk jagte. Wiederrum nur eine Minute später erwischt Neubauer am Elfmeterpunkt eine Hereingabe von Schulz nur noch mit der Fußspitze, so dass der Ball ins Toraus strich.
Mit engagiertem Pressing setzte TeBe die Gäste schon in der eigenen Hälfte unter Druck. Ein kraftraubendes aber auch erfolgreiches Mittel. TeBe hatte eindeutig mehr Ballbesitz und wusste damit auch etwas anzufangen. Der Ball lief gut zwischen den einzelnen Stationen im Mittelfeld. Besonders über das Dreieck Özer – Brückner – Theodorids gelangen in der Anfangsphase einige gute Offensivaktionen. Den Borussinen stand allerdings an diesem Tag eine ebenso geschulte Defensive gegenüber. Turbine stand mit bis zu sechs Spielerinnen auf einer Linie. Dennoch gelang es den Veilchen diese Mauer zu überwinden. Maßgeblich durch Pässe in die Gasse, welche in diesem Spiel häufiger als zuletzt auch die Mitspielerin erreichten.
Turbine kam erst nach ungefähr einer Viertelstunde zum ersten Mal gefährlich vor das von Kerstin Prusas gehütete Tor. Wiebke Balcke konnte aus leicht abseitsverdächtiger Position richtung Strafraum starten, Prusas eilte aus dem Kasten, erwischte den Ball außerhalb des Sechszehners jedoch nicht und Balcke konnte aus spitzem Winkel aufs Tor schießen. Dort war allerdings Josefine Krengel zurückgeeilt und klärte auf der Linie.
Ansonsten spielte sich das Geschehen vorwiegend in und um den Potsdamer Strafraum ab. Nach einer Flanke von Theodorids verfehlte Straka, die heute einsatzfreudig aber wiedermal glücklos auftrat, den Ball und Neubauer stand etwa acht Meter vor dem Tor völlig frei. Wohl etwas überrascht durch das von Straka geschlagenen Luftloch zog sie die Kugel allerdings über den Kasten. Bei einer weiteren Hereingabe von Theodorids traf Straka zwar den Ball per Kopf, doch eine Potsdamer Abwehrspielerin brachte noch den Körper zwischen Ball und Torlinie.
Potsdam tauchte in der ersten Halbzeit nur noch zweimal vor dem Borussen-Tor auf. Erst setzte Ulrike Fechner den Ball aus der zweiten Reihe knapp einen Meter neben das Gehäuse. Später hatte sich Anne Heller gegen Özer und Brückner durchgesetzt, schloß dann aber schwach direkt auf Prusas ab.
Auf der anderen Seite waren die Chancen wesentlich größer. Bei einem von Brückner getretenem Eckball nach 28 Minuten läßt die Potsdamer Torhüterin Jennifer Werth das Spielgerät durch ihre Arme streifen und der Ball plumpst im Fünfmeterraum zu Boden. Doch weder Straka noch Neubauer noch sonsteine Borussin können ihn über die Linie stochern. Mit vereinten Kräften beförderte die Turbine-Abwehr den Ball aus der Gefahrenzone. Gerade bei hohen Flanken und Eckbällen geriet Potsdam aber auch weiterhin in Bedrängnis. Kurz darauf, erneut nach einer Ecke von Brückner, verfehlt Straka am ersten Pfosten den Ball und Özer kommt aus fünf Metern zum Abschluß. Ihr Schuß geht jedoch direkt auf Werth, die diesmal sicher hält.
Neben den genannten Möglichkeiten war TeBe noch in der einen oder anderen Szene gefährlich, bei Potsdam stand jedoch die Null. Torlos ging es in die Kabinen.
Nach der Halbzeit ließen sich die Veilchen das Heft des Handelns zusehens aus den Händen nehmen. Es fiel auf, dass die Kräfte nach dem anstrengenden Pressing der ersten Hälfte nun gerade bei den Routiniers schwanden. Nach Ballgewinn oder -verlust klappte das Umschalten zwischen Angriff und Abwehr nicht mehr so zügig wie noch zuvor und im Mittelfeld entstand ein größeres Loch. Turbine wusste diese Platz zu nutzen und befreite sich immer mehr aus der Defensive, ohne jedoch selbst viele Torchancen herauszuspielen. Den Potsdamerinnen reichten jedoch im Gegensatz zu TeBe die wenige erspielten Möglichkeiten um zu Treffern zu kommen. Quasi mit der ersten Chancen im zweiten Spielabschnitt erzielte Anne-Sophie Fechner das 0:1. Prusas bekam noch die Finger an den 20m-Schuß, konnte aber nicht mehr verhindern, das der Ball im Netz einschlug. Eine zu diesem Zeitpunkt etwas überraschende Führung. „Eigentlich hätten wir da schon mit zwei oder drei Toren führen müssen“, meinte Trainer Thoß nach dem Spiel.
So konnte sich Potsdam jedoch wieder auf eine gesicherte Defensive verlassen, die nur wenig zuließ. Erst 20 Minuten vor Ende hatte Schulz die nächste Möglichkeit für TeBe, doch Inken Becher klärte mit langem Bein. Danach kam TeBe nur noch zu einer einzigen Chance, aber Werth konnte den Kopfball von Küpper nach einer Ecke im Nachfassen sichern.
In der Nachspielzeit konnte Potsdam dann die Führung sogar noch ausbauen. Bei einem langen Ball kann Özer die Kugel nicht kontrollieren, Lavina Timme kommt in Ballbesitz, kann auch der Grätsche von Franziska Liepack ausweichen und spielt direkt in den Lauf von Chantal Willers. Den dritten Fehler bei diesem Gegentreffer beging diesmal Keeperin Prusas, welcher der Ball unter dem Körper hindurch ins Tor rutscht. Mit dem 0:3 durch einen berechtigten Foulelfmeter von Monique Kerschowski setzt Turbine den Schlußpunkt hinter eine Niederlage, die an diesem Tage mindestens ein Tor zu hoch ausfiel.
Letztendlich haben sich die Veilchen den Punktverlust jedoch selbst zuzuschreiben, denn wenn Potsdam in diesem Spiel in Rückstand geraten wäre, hätte sie sich wahrscheinlich nicht mehr aufrappeln können. Die Chancen dazu besaß TeBe in der ersten Hälfte zu Hauf.
Mehr als die Niederlage schmerzt allerdings die Verletzung von Katrin Prühs. Ohne Einwirkung der Gegenspielerin blieb sie mit den Stollen im tiefen Rasen hängen und verletzte sich am ohnehin angeschlagenen Knie schwer. Die erste Diagnose war erschütternd: Kreuzbandriß. Von dieser Stelle die besten Genesungswünsche an Katrin.

TeBe spielte mit: Prusas – Wilder, Leipack, Krengel, Özer – Schulz, Brückner, Prühs (75. Küpper), Theodoridis – Straka, Neubauer (82. Madarevic)
Turbine spielte mit: Werth – Marxkord, Becher, Brosius, Willers – M. Kerschowski, U. Fechner, A. Fechner, Höfler, Bahlke – Heller (86. Timme)
Tore: 0:1 A. Fechner (59.), 0:2 Willers (90+1.), M. Kerschowski (90+3., FE)