Da war sie, die Chance zum Tabellenführer aufzuschließen und die Niederlage gegen den Hamburger SV II zu kompensieren. Die Nachricht über den unerwarteten Erfolg von Holstein Kiel beim Spitzenreiter FC Gütersloh hatte die Gesichter erhellt. Nach neunzig gespielten Minuten wich die Freude jedoch der Ernüchterung: Die Damen von Tennis Borussia unterlagen am Sonntag dem Herforder SV Borussia Friedenstal vor heimischer Kulisse mit 1:2 (0:1).
War die Niederlage gegen den HSV II noch unglücklich, so muss sich die Mannschaft die gestrige Niederlage selbst ankreiden. Hatten sich die Spielerinnen zu sehr über den Ausrutscher von Gütersloh gefreut, dachten sie der Dreier gegen Herford sein ein Selbstläufer? Man weiß es nicht, jedenfalls war der Auftritt der Veilchenladies unerklärlich schwach.
Die mit Freude und Hoffnung erwartete Rückkehr von Brückner ins Mittelfeld machte sich nur in den Anfangsminuten positiv bemerkbar. Als Anspielstation und Ballverteilerin wurde sie von ihren Mitspielerinnen gesucht, später passte auch sie sich dem niedrigen Leistungsniveau an. In die Innenverteidigung, wo Brückner in Potsdam noch aushelfen musste, kehrte Liepack nach überstandener Blessur zurück.
Der positive Eindruck der ersten 5 Minuten verfolg allerdings recht bald. Das Reinkommen ins Geschehen, die Abstimmung im eigenen Spielaufbau und auf den Gegner, sie wollten nicht gelingen. Dabei versuchte der Gast nicht einmal höchstselbst das Zepter in die Hand zu nehmen. Vielmehr wurde Herford immer wieder durch Ballverluste in die Rolle des Antreibers gebracht. Die Ostwestfälinnen standen hinten sicher und hatten kaum Probleme die Pässe der Veilchen abzufangen. Sie wurden allerdings auch vor keine großen Aufgaben gestellt, denn es mangelte TeBe sowohl an Laufbereitschaft, an der nötigen Präzision und auch dem Spritzer Giftigkeit der den unbedingten Siegeswillen ausdrückt. Insgesamt wirkte die Mannschaft lethargisch.
Zu den schleppenden Offensivbemühungen gesellten sich Schwierigkeiten im Defensivverhalten. Beinahe in jedem Zweikampf standen die Borussinnen einen Schritt zu weit von ihren Gegenspielerinnen entfernt. So auch beim frühen Führungstreffer für Herford. Nachdem im Mittelfeld TeBe zweimal im direkten Duell den kürzeren zieht kann eine Herforder Stürmerin an Yaren vorbei in den Strafraum ziehen. Yaren – gestern ein Schatten ihrer selbst – lässt sich zudem zu einem klaren Foul hinreißen, Elfmeter ist die logische Folge. Gegen die platzierten Strafstoß hatte Prusas keine Chance.
TeBe ist nach rund ein Viertelstunde das erst mal gefährlich vor dem gegnerischen Gehäuse. Madarevic, die wie auch Schilling kaum einen Ball sieht, kann einen weiten Schlag von Brückner erlaufen, bringt den Ball dann aber mit der Fußspitze nicht an der Torhüterin vorbei.
Während bei den Veilchen die Pässe nach Vorne zu weit, zu ungenau waren, konnte Herford aus einer gesicherten Defensive ein ruhiges Passspiel aufziehen. Trotzdem entwickelten die Gäste ebenfalls wenig Torgefahr, so dass die erste Hälfte recht höhepunktarm dahinfließt. Erst ein Distanzschuss von Wilder nach mehr als einer halben Stunde findet sich auf dem Notizzettel. Der Ball geht allerdings deutlich über den Kasten, wie auch bei einem Fernschuss von Özer in ihrer auffälligsten Szene des Tages. Wie schon gegen Potsdam spielte sie unter ihrem Möglichkeiten und schaffte nur höchstselten ein schnelles Kombinationsspiel mit Theodoridis oder Brückner aufzuziehen. Meist ging der Ball vorher an die Gegnerin.
Zur Pause war damit Herford in Front. Wie schon in Halbzeit Eins machten die ersten Minuten der zweiten Hälfte Hoffnung auf Besserung auf Seiten TeBes. Kurzzeitig schien es so als hätten die Spielerinnen es geschafft die angezogene Handbremse mit der sie bis dato agierten zu lösen. Dieser Eindruck verflog aber leider recht schnell. Zwar stand Herford weiter in der eigenen Hälfte, TeBe hatte mehr Ballbesitz, wusste damit aber nichts anzufangen. Der Gast hingegen schaffte es nach Balleroberungen – nicht immer aber öfter als TeBe – schnell und gradlinig in die Offensive zu starten. Meist war dann allerdings bei Prusas Schluss, lediglich bei einer flachen Hereingabe Mitte der zweiten Hälfte wirkte die TeBe-Torhüterin unsicher.
Auf Seiten TeBes waren Aktionen die Torgefahr brachten lange nicht zu sehen, und wenn dann mal eine Borussin mit Ball am Fuß im Strafraum war (wie Theodoridis als sie sich nach einer Stunde den zuvor verlorenen Ball wieder erkämpfte), dann fehlte eine Abnehmerin für die Flanke.
Quasi aus dem Nichts dann der Ausgleich. Theodoridis war im Mittelfeld angetreten und zog endlich einmal mit Zug zum Tor. Mit einem guten Pass durch die Nahtstelle der Abwehr spielte sie die Kugel in den Lauf von Schulz, die überlegt & direkt in die lange Ecke trifft.
Doch nur kurz darauf die erneute Ernüchterung. Herford bekam an der Seitenlinie einen Freistoß zugesprochen (ob dieser nun berechtigt war, oder die kleinliche Schiedsrichterin es hier zu gut mit den Ostwestfalen hielt, sei dahingestellt). Jedenfalls kam die Flanke mit Schnitt in den Spielerpulk um den Elfmeterpunkt, wo eine Herforder Angreiferin den Ball per Kopf in die Maschen befördern kann.
TeBe drang nun noch mal nach vorne auf das Tor der Gäste, doch brachte bis auf einen Kopfball von Brückner nach einer Ecke keinen Abschluss auf das Gehäuse. Auf der anderen Seite konnte Herford 2-3 Mal in Überzahl kontern, spielte die Angriffe aber ungenau zuende, oder Prusas rettete in höchster Not.
Letztendlich eine vollkommen unnötige Niederlage, wenn man weiß welches Potential die Mannschaft eigentlich besitzt. Doch davon hat sie am Sonntag nichts abgerufen. Aus einer geschlossen schlechten Mannschaftsleistung ragte kaum eine Spielerin heraus. Lediglich in der Abwehr erreichten Sharif und Krengel halbwegs ihr gewohntes Niveau. Will TeBe wirklich im Kampf um die Tabellenspitze ein Wörtchen mitreden, dann muss die Mannschaft in Zukunft anders auftreten. Gegen Leipzig und vor allem im Pokal gegen Saarbrücken wird TeBe mit einer solchen Leistung ähnlich untergehen. Ins Spiel der Borussinen muss wieder mehr Biss, mehr Druck, mehr erkennbarer Wille. Nächsten Sonntag in Leipzig wäre für die Veilchenladies ein guter Zeitpunkt zu beweisen, dass sie es besser können.
TeBe spielte mit: Prusas – Sharif, Krengel, Liepack, Wilder – Theodoridis, Özer, Brückner, Yaren (44. Küpper) – Schilling (65. Schulz), Madarevic (56. Straka)
Tore: 0:1 (10., FE); 1:1 Schulz (79.); 1:2 (86.)