Besser als Cartark vom Lila Planeten hätte ich es nicht ausdrücken können.
Union präsentierte sich wie ein Absteiger. Anfangs zwar feldüberlegen und mit mehr Torgelegenheiten, war nach dem Doppelschlag zum 2:0 überhaupt nichts mehr von rot-weiß zu sehen.
Der Mangel am spielerischen Element bei TeBe wurde durch unbändigen Kampfgeist mehr als wettgemacht. In die Reihen der Kämpfer reihte sich ab der 35. Minute auch Mustafa Turgut ein, nachdem er mit einer mächtigen Grätsche (Spötter behaupten, es sei die erste in dieser Saison gewesen…) einen Konter der Unioner unterband. Bis dahin spielte er allerdings, wie immer, Bruder Leichtfuß und sorgte für einige brenzlige Situationen in der Abwehr. Mit Murat Salar hatte Turgut zudem ein spielerisches Spiegelbild auf dem Platz, also Pirouetten, Pirouetten, Pirouetten und dann Scheißpass zum Gegner. Das hätte auch bös ins Auge gehen können.
In der zweiten Hälfte hatte dann Union allerdings nichts mehr zu melden. Erst das 1:0 durch Türkkan und kurze Zeit später das 2:0 durch einen abgefälschten 20m-Schuß von Fuß.
Von Union kam danach nichts mehr. Schluß, aus, vorbei. Union raus, wir weiter. So solls sein.
Höhepunkt aus meiner Sicht war nach dem Abpfiff der Auftritt von Timo Hampf. Besonders die Tatsache, daß er beim Abklatschen unentwegt „Scheiß Union“ brüllte, ließ das Herz eines jedes Borussen höherschlagen. Mehr davon.
Viel, naja, bemerkenswerter, war allerdings, was sich während des Spiels auf den Rängen abspielte. Anfang der zweiten Hälfte, kurz von dem 1:0, warfen die Unioner aus ihrem Block auf der Haupttribüne meherere Bengal-Fackeln auf den darunter liegenden Stehplatzbereich und schossen Leuchtraketen aufs Spielfeld. Die zahlenmäßig üppig bestückte Polizei dachte aber nicht daran, einzuschreiten. Als sich einige TeBe-Fans über das Verhalten der Unioner aufregten und es wagten an, betone: AN, NICHT: AUF, den Zaun zu klettern, schlug die Ordnungsmacht mit geballter Kraft zu. Mit bestimmt 10 Mann stürmte die Grünen auf die zwei „Schwerverbrecher“ zu, rissen sie regelrecht vom Zaun weg. Das dies auf den deutlichen Widerstand des sich direkt dahinter befindlichen TeBe-Mobs stieß, dürfte klar sein. Es flogen daraufhin einige Bierbecher und Fäuste und es dürfte der Staatsgewalt (mit besonderer Betonung auf dem letzten Wortteil) nicht leicht gefallen sein, da wieder raus zu kommen. Nochmal in aller Deutlichkeit: die beiden befanden sich nicht auf dem Zaun, sondern am Zaun, und waren außerdem schon wieder auf dem Weg nach unten, als die Polizei intervenierte. Einen derart unverhältnismäßigen Einsatz staatlicher Gewalt habe ich selten gesehen. Ein einfaches „Weg von Zaun!“ hätte es mit Sicherheit auch getan.
Daß aber in anderen Blöcken andere Gesetze herrschen konnte man nach dem Schlußpfiff erkennen, als mehrere Unioner auf, wiederhole: AUF dem Zaun saßen und die Polizei nicht im entferntesten daran dachte, einzuschreiten.
Daß die TeBe-Fans nach dem Ende noch eine geschlagene Stunde in ihrem Block warten mußten, überraschte da schon gar nicht mehr. Als dann die Polizei auch noch das von TeBe-Präsi Anthony finanzierte Freibier-Zapfen plötzlich beendete, weil sie meinten, nun müsse es langsam mal losgehen, brodelte es wieder. Zumal der Tross noch weitere 10 Minuten brauchte, um sich langsam aus dem Stadion zu bewegen.
Dem ganzen setzte dann noch die Krone auf, daß wir auf dem Weg zum Bahnhof, galanterweise eskortiert von der Staatsmacht, aus dem Stadion, wiederhole: AUS DEM STADION, von Unionern bepöbelt wurden. Wo gibt es das denn, daß man als Heimfan das Stadion vor den Gästefans verlassen muß???
Alles in allem ein zwiespältiger Abend. Verdienter Sieg gegen einen schwachen Gegner. Und ein unnötiger, überzogener Polizeieinsatz, der mich, zusammen mit den Ereignissen beim Babelsberg-Spiel, immer mehr an den Grundfesten unseres Rechtsstaats zweifeln läßt.
Hier muß der Verein dringend bei der Polizei nachhaken. So geht das nämlich nicht weiter. Wie soll es den dann 2006 erst werden? Rollen dann wieder Panzer durch Berlin?
Tore: 1:0 Türkkan (55.), 2:0 Fuß (60.).