Angesichts der letzten Ergebnisse der Veilchenladies tut sich ein großes Fragezeichen auf. Nach der Hinrunde war die Mannschaft in der Liga voll im Soll, scheiterte im DFB-Pokal erst im Viertelfinal knapp am kommende Erstligisten 1.FC Saarbrücken. Doch mit Beginn der Rückrunde begann das Nervenflatter. Immer dann wenn sich die Chance bot die Tabellenführung zu übernehmen oder zumindest im Aufstiegsrennen wieder anzugreifen patzten die Borussinen. Jetzt, da Wattenscheid als Meister feststeht, ist die Luft raus. Gegen den Herforder SV gab es eine 0:1 (0:1) Auswärtsniederlage.
Dabei war TeBe, wie schon in der Vorwoche gegen Turbine Potsdam II, das bessere Team auf dem Rasen. Selbst der heimische Anhang auf der Haupttribüne sprach nach Schlußpfiff von einem glücklichen Sieg für Herford. Aber was nützen Lob des Gewinners und das eigene gesteigerte fußballerische Talent, wenn man den Ball einfach nicht ins Tor bekommt.
TeBe, mit dem letzten Aufgebot angereist, setzte schon nach drei Minuten das erste Ausrufezeichen. Madleen Wilder donnerte einen Freistoß aus 18 Metern gegen den Querbalken des Herforder Tores und verfehlte im Nachschuß den Kasten. Doch ebenfalls schon in der Anfangsphase konnte man eine gewisse Lethargie im Spiel der Veilchen beobachten. Der Aufbau war statisch, es wurden kaum Anspielstationen im Mittelfeld geboten. Auch die Versuch der Stürmerinnen sich die Bälle an der Mittellinie abzuholen verpufften mangels eigener Antrittsschnelligkeit.
Von den Gastgeberinnen kam jedoch noch weniger. Quasi mit dem ersten Angriff fiel der Führungstreffer. Sarah Mahler, agielste Spielerin der Herforder, wurde am rechten Strafraumeck bedient und zog einfach mal ab. Quer durch den Sechszehner flog die Kugel und schlug im linken Torwinkel ein. Es sollte bis auf zwei Konter in der 2. Hälfte die einzige Torchance des gesamten Spiels bleiben.
Während Herford nun also vornehmlich mit dem Verteidigen des Vorsprungs beschäftigt war, mühte sich TeBe weiter um die Spielgestaltung. Doch oft war der Ball schon nach wenigen Stationen wieder verloren. Auf der linke Außenbahn wollte das Zusammenspiel zwischen Michaela Schulz und Sabine Küpper so gar nicht klappen. Die Pässe kamen schwach und unpräzise. Ebenso schwierig war das Angriffsspiel durch die Mitte. Josefine Krengel und Wilder fanden keine Abnehmer, da sich Jessica Brückner und Senem Özer in der Zentrale oftmals vom Ball weg bewegten oder hinter Gegenspielerinnen versteckten. Am ehesten lief es über Rechts mit Suzan Sharif und Jana Theodorids, doch letztere ging nur bis zum Ende der ersten Hälfte in die freien Räume, blieb danach auf einen Aktionsradius um die Mittellinie beschränkt.
So dauerte es auch bis zur 22. Minute ehe TeBe zur nächsten Möglichkeit kam. Herford hatte eine durch Brückner und Theodoridis kurz ausgeführte Ecke total verschlafen und Theodoridis konnte mit Leichtigkeit in den Strafraum marschieren. Ihr Schuß auf den kurzen Pfosten konnte Sonja Speckmann im Herforder Tor gerade noch zum Eckball klären, bei welchem dann Kerstin Straka die Hereingabe knapp verpasste.
Das Geschehen hatte sich nach einer gespielten halben Stunde nahezu komplett in die Hälfte der Gastgeberinnen verlagert und für die Veilchen ergaben sich nun vermehrt Möglichkeiten. So zum Beispiel als Denise Neubauer und Theodoridis in einer „Zwei gegen Eins“-Situation auf das Herforder Tor zuliefen. Doch Neubauer hatte nicht den Mumm den direkten Weg in den Strafraum zu wählen sondern legte auf den Flügel zu Theodordis deren Flanke abgefangen wurde.
Wie unsicher und schwach der spätere Sieger am Sonntag auftrat verdeutlicht eine Szene wenige Minuten später. Ein langer Ball springt im HSV-Strafraum auf, zwei Verteidigerinnen und die Torfrau sind zur Stelle – doch keine geht zum Ball. Neubauer bekommt den Fuß ans Spielgerät, der Ball hoppelt – und hoppelt – und hoppelt am Tor vorbei.
Noch größer allerdings die Möglichkeit in der 39. Minute: Diesmal sind es sogar drei Borussinen die alleine vor der letzten Abwehrspielerin auftauchen. Neben Wilder die mit einem Sprint über das halbe Feld die Situation einleitete stehen Neubauer und Straka bereit. Doch anstatt den Ball ruhig von Station zu Station ins Tor zu spielen, nimmt Neubauer den direkten Zweikampf auf und verliert diesen.
Spätestens als Brückner kurz vor der Pause eine Theodorids-Flanke aus 6 Metern volley nimmt, den Ball aber nicht voll trifft und Speckmann aufnehmen kann, wäre der Ausgleich verdient gewesen. Aber so ging es mit 1:0 in die Kabinen.
Nach der Pause wuchs der Druck der Veilchen weiter an. Wie schon in der ersten Hälfte klatscht der Ball nach drei gespielten Minuten an das Alluminium des Herforder Tores. Diesmal war es Brückner die, von Neubauer und Straka bedient, aus der Drehung an den Pfosten schoß. Mit zwei Eckbällen, bei der einmal Neubauer und einmal Straka an Speckmann scheitern, werden die nächsten Chancen vergeben.
TeBe rennt die Zeit langsam davon, es bleibt noch eine halbe Stunde, aber der Ausgleich will nicht fallen. Theodoridis trifft aus der Position aus der Mahler den Führungstreffer markierte nur das Außennnetz, Straka zielt mit einer Direktabnahme genau in die Arme der Keeperin. Auch der unorthodoxe und schon etwas befremdliche Doppelwechsel durch Trainer Sven Thoß, bei dem Ersatzkeeperin Cindy Weise und die seit vier Monaten aus dem Training befindliche Maja Madarevic für Straka und Neubauer auf den Platz kommen, ändert nichts an der Torausbeute. Ebenso die Umstellung auf Dreier-Kette in der Abwehr.
Die Veilchen stürmen weiter und die Gastgeberinnen rühren verständlicherweise den Beton an. Brückner versucht nochmal mit einem Freistoß die Mauer zu durchbrechen, bringt die Kugel aber nicht an Speckmann vorbei. In der Nachspielzeit zeigt sich die Keeperin dann allerdings wieder unsicher – Weise und Krengel können den Ball jedoch nicht über die Linie stochern.
Am Ende herrschte dann großer Jubel bei den Herforder Spielerinnen und ungläubiges Rätselraten auf den Seiten von TeBe. Es bleibt einfach unverständlich wie diese Truppe, die schon bewiesen hat zu den besseren der Liga zu gehören, in den letzten Wochen so aus der Spur geraten konnte. Hoffentlich schafft die Mannschaft es im letzten Saisonspiel gegen Lok Leipzig nochmals den Hebel umzulegen und für einen versöhnlichen Ausklang der Spielzeit zu sorgen.
TeBe: Prusas – Sharif, Krengel, Wilder, Küpper – Theodoridis, Brückner, Özer, Schulz – Straka (74. Weise), Neubauer (74. Madarevic)
Herford : Speckmann – Wiegmann (46. Kosok), Schlottmann, Schulte, Kühme (78. Rolfs) – Nolte, Hölscher, Mahler, Hertel (62. Tiemeier) – Meier, Pollmann
Tor: 1:0 Mahler (14.)